Altstadt. . An die 500 Geburten im Jahr: Das war zu wenig für die Geburtshilfe in den Ev. Kliniken Gelsenkirchen. Zum Jahresende endet eine 86-jährige Ära.
- Am 31. Dezember 2017 schließt die Geburtshilfliche Abteilung an den Ev. Kliniken Gelsenkirchen
- Fehlende Wirtschaftlichkeit wegen zu geringer Fallzahlen als Grund. Geburtszentren bevorzugt
- Gynäkologie bleibt erhalten, Pflegekräfte sollen bleiben, nur Hebammen verlieren Arbeitsplatz
1931 eröffnete die Geburtshilfliche Abteilung der Evangelischen Kliniken. Zum 31. Dezember 2017 endet diese Geschichte. Über 1000 Kinder wurden hier in früheren Jahren im Schnitt geboren, zuletzt waren es 400 bis 500 im Jahr. Zu wenige, um wirtschaftlich arbeiten zu können, bedauert Klinik-Geschäftsführer Dr. Karl Bosold. „Gerade uns als kirchlichem Träger tut es weh, die Geburtshilfliche Abteilung zu schließen. Aber wir können nicht anders.“
Die Politik fordere heute die Spezialisierung von Krankenhäusern. Darüber nachgedacht, ob ein Erhalt der Geburtshilfe möglich ist, habe man schon lange. Als jedoch vor einem Monat die Meldung kam, dass das Marienhospital Ückendorf als Level-1-Perinatalzentrum zertifiziert wird, sei die Entscheidung gefallen. Mit dem Ückendorfer Haus und der Geburtshilfe und Kinderklinik in Buer sei die Versorgung in Gelsenkirchen sicher gestellt.
Keine Chance ohne eigene Kinderklinik
„Werdende Mütter erwarten bei Geburten in immer stärkerem Maße eine maximale Versorgung, die Häuser mit einer angeschlossenen Kinderklinik bieten. Die Evangelischen Kliniken können das nicht leisten,“ heißt es wörtlich in der Schließungsbegründung. Risikoschwangerschaften und Säuglinge hatte man im vergangenen Jahr ins nahegelegene Marienhospital verlegt, das über eine Kinderklinik verfügt. Ohne Kinderklinik gebe es keine Chance, die Geburtshilfe im eigenen Haus weiter zu entwickeln, deshalb habe der Verwaltungsvorstand sich schweren Herzens, aber einstimmig für die Schließung entschieden.
Mitarbeiter am Dienstag über das Ende informiert
Die Mitarbeiter wurden über das bevorstehende Aus am Dienstag informiert. Ihren Arbeitsplatz verlieren allerdings lediglich die Hebammen. Von zwölf Betroffenen seien vier bereits versorgt und auch die anderen dürften angesichts des akuten Hebammen- und Ärztemangels problemlos eine neue Anstellung finden, betont Bosold. Die Pflegekräfte würde man gern halten, wenn sie dazu bereit sind. Viele seien noch speziell ausgebildete Kinderkrankenschwestern, andere hätten ihr Berufsleben lang nur Frauen versorgt, beim Start in den Beruf gezielt gynäkologische Abteilungen gewählt. Der Chefarzt der Abteilung, Prof. Joachim Neuerburg, habe ohnehin das Ruhestandsalter erreicht.
Gynäkologie wird ausgebaut mit neuen Schwerpunkten
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Die Gynäkologie im Haus soll nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut werden. Mit wachsendem Schwerpunkt bei der Gyn-Onkologie (gynäkologischen Krebserkrankungen) und der Gyn-Inkontinenz. Auch das Brustzentrum unter Leitung von Dr. Abdallah Abdallah bleibt von den Veränderungen unberührt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit, auch mit der Radiologie, werde langfristig weiter intensiviert.
Die Stimmung auf der Geburtshilflichen Abteilung, sonst die fröhlichste im Haus, war am Dienstag entsprechend bedrückt.
>>> Geburtszentren im Stadtsüden und -norden
- Im Gelsenkirchener Süden bietet das Marienhospital in Ückendorf werdenden Eltern eine Geburtshilfe plus Neonatologie (Frühgeborenenabteilung) und Kinderklinik.
- In Buer hält das St. Marien-Hospital für die Geburtshilfe auch Neugeborenenmediziner vor. Neonatologie hat in der Kinderklinik am Bergmannsheil Buer eine eigene Abteilung.