gelsenkirchen. . Noch ein Negativrekord: Die Zahl der Jugendlichen, die in Gelsenkirchen ihre Schule ohne Abschluss verlassen, ist 2016 weiter gestiegen.
Erneut belegt Gelsenkirchen einen negativen Spitzenplatz: Während landesweit der Anteil der Schulabgänger, die ohne Hauptschulabschluss die Schule verlassen, in 2016 um 2,3 Prozent gesunken ist, stieg sie in Gelsenkirchen an.
Von den 3197 Schulabgängern in Gelsenkirchen im Jahr 2016 hatten 378 keinen Hauptschul- oder höheren Abschluss. Das entspricht 11,8 Prozent der Schulabgänger, 10,5 Prozent der weiblichen und 13 Prozent der männlichen. 2015 lag der Anteil jener ohne Hauptschulabschluss bei 9,6 Prozent.
Förderschüler kommen auch aus umliegenden Städten
Allerdings sind in Gelsenkirchen besonders viele Förderschulen angesiedelt, davon allein drei Förderschulen des Landschaftsverbandes, an denen auch viele Kinder aus umliegenden Städten lernen – und die in der Statistik als Gelsenkirchener Abgänger ohne Abschluss geführt werden.
Förderschulen bieten auch einen Abschluss im sonderpädagogischen Förderschwerpunkt an. Einen solchen schafften an Gelsenkirchener Förderschulen im vergangenen Jahr immerhin 155 Kinder, sodass insgesamt „nur“ 223 ganz ohne Abschluss der Schule den Rücken zukehrten – 2015 waren es jedoch nur 137.
Zahlenbasis überprüfen und dann analysieren
Bildungsdezernentin Annette Berg zeigte sich von den Zahlen, die die Statistiker von IT.NRW jetzt vorlegten, schockiert. Dazu Stellung nehmen mochte die erst seit Herbst 2016 im Amt befindliche Dezernentin allerdings nicht sofort. In den nächsten Tagen soll zunächst geprüft werden, auf welcher Basis die Zahlen erhoben wurden, anschließend will man das Ergebnis analysieren und Stellung beziehen.
Befremdlich an den Zahlen von IT.NRW ist, dass auch in Städten, deren Rahmenbedingungen denen in Gelsenkirchen ähneln wie Duisburg – viele Zuwandererkinder aus dem östlichen EU-Raum und viele Flüchtlingskinder aller Altersgruppen – die Entwicklung eher positiv verlief.
Zuwandererkinder auch in Duisburg und Dortmund
Von den 5141 Schulabgängern dort in Duisburg verließen nur 115 die Schule ohne jeglichen Abschluss (in GE 223, trotz fast 2000 Abgängern weniger). Ohne Hauptschulabschluss verließen in Duisburg 294 Jugendliche die Schulen – nur 5,7 Prozent. Ähnlich ist die Situation in Bochum (5,8 Prozent, 87 ganz ohne Abschluss), Herne (6,6 Prozent, 63 ganz ohne) und Dortmund (6,3 Prozent, 137 ganz ohne Abschluss).
Kommentar – Von Sibylle Raudies
Es ist erschreckend: Regelmäßig bekommt Gelsenkirchen Auszeichnungen für die Bemühungen um gute, nachhaltige Bildung. Und trotzdem reicht es offenbar nicht, was man in der Stadt unternimmt, um alle Kinder mitzunehmen.
Die Bedingungen hier sind mit denen in Städten wie Münster oder Düsseldorf oder ländlichen Gemeinden nicht vergleichbar. Aber auch in Duisburg leben und lernen viele Zuwandererkinder aus aller Welt, die zum Teil im Alter von 14 Jahren noch keine Schule besucht haben.
Wie es zu den beschämenden Zahlen hier kommt, muss dringend analysiert werden. Wenn die Daten (im Gegensatz zu denen zu „abgehängten Städten“) korrekt sind, muss schnell gehandelt werden. Gern auch mit Landesunterstützung