Gelsenkirchen. Arbeitnehmer, die 5,50 Euro in der Stunde oder weniger verdienen, können sich bis zur Bundestagswahl an den "Dumpinglohn-Melder" wenden. Mit dieser Aktion wollen die Gewerkschaften Verdi und NGG auf schlecht zahlende Branchen und Betriebe aufmerksam machen.
Die Gewerkschaften Verdi und NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) sind Niedriglöhnen auf der Spur. Fünf Wochen vor der Bundestagswahl bringen sie den „Dumpinglohn-Melder” ins Spiel, bei dem sich auch Nichtmitglieder zu Wort melden können. Und das entweder telefonisch oder via Internet. Auf der Internetseite www.dumpinglohn.de gibt der Arbeitnehmer die Art seiner Tätigkeit, die Branche und seinen Betrieb an und macht außerdem Angaben zu seinem Gehalt. Zwar muss das Namensfeld ausgefüllt werden, aber darüber hinaus ist Anonymität gewährleistet.
„Wir wollen an die Öffentlichkeit gehen und auf Branchen, aber auch auf einzelne Betriebe hinweisen”, sagt Oliver Kolberg, stellvertretender Geschäftsführer der Verdi Bezirk Emscher-Lippe Süd. Arbeitgeber, die ihren Angestellten skandalöse Dumpinglöhne zahlten, würden dann auch namentlich genannt.
Niedriglöhne im Fokus
Die beiden Gewerkschaften streben mit der Aktion eine Bestandsaufnahme der Einkommenssituation in Gelsenkirchen an und haben dabei die Niedriglöhne im Fokus. Trotz ihrer Vollzeitarbeit sind laut Verdi und NGG in der Stadt 5500 Erwerbstätige auf staatliche Zuschüsse angewiesen. „Die so genannten ,Aufstocker' können von dem, was sie mit ihrer Arbeit verdienen, nicht leben. Schuld daran sind häufig Niedriglöhne von 5,50 Euro oder weniger”, sagt Martina Peil, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Emscher-Lippe Süd. Für sie ist es ein „unhaltbarer Zustand, wenn Menschen trotz Vollzeitarbeit auf Geld aus dem Hartz-IV-Topf angewiesen sind”.
„Gerade Frauen verdienen oft extrem wenig”, weiß der NGG-Geschäftsführer der Region Gelsenkirchen-Herten, Werner Kraupner, und denkt vor allem an Friseurinnen, Kellnerinnen und Verkäuferinnen in Bäckereien. „Wir wollen wissen, wie gut oder schlecht Gelsenkirchener Chefs bezahlen.”
Gewerkschaften für Mindestlohn von 7,50 Euro
Verdi und NGG treten für einen gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde ein. Beschäftigte aus Gelsenkirchen, die einen Dumpinglohn verdienen, melden sich unter der oben angegebenen Internetadresse oder unter 94 09 40 (Verdi) oder unter 02 08/ 3 05 82 20 (NGG). tom