Gelsenkirchen. . Betriebsrätin Rosenau kritisiert Vaillant-Geschäftsführung: Man versuche nicht einmal, 200 Menschen zu erklären, warum sie ihre Arbeit verlieren.
Am 9. Juni geht es im Einigungsstellenverfahren in die nächste Runde zwischen der Vaillant-Geschäftsführung, Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern der IG Metall. Eine generelle Kehrtwende ist höchst unwahrscheinlich, beiderseitiges Entgegenkommen auch.
Auf Arbeitnehmerseite geht man von harten Verhandlungen über einen Interessenausgleich aus. Dabei gilt für die IG Metall die Devise: Wenn Vaillant den Standort in Erle tatsächlich schließen will, „werden wir es denen so teuer wie möglich machen“, so der 1. Bevollmächtigte Robert Sadowsky.
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2003, erinnert sich der DGB-Vorsitzende Josef Hülsdünker, „ist das Vaillant-Werk auf der Straße verteidigt worden“. Der Widerstand gegen das angekündigte Ende in Erle zeigte Wirkung. Vaillant war und wurde wieder profitabel, mit Solarthermie, vor allem aber der Wärmepumpentechnik, aktuell in einem Firmenvideo beworben, sieht man sich hier zukunftssicher aufgestellt. Auch die Gruppe ist erfolgreich. 2015 steigerte sie den Umsatz um 3,7 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis erhöhte sich um 20 auf 186 Millionen Euro.
Das Aus ist für den 31. März 2018 terminiert
Dennoch: Zwölf Jahre nach der ersten Schließungsankündigung hieß es 2015 erneut am Konzernsitz in Remscheid: Gelsenkirchen wird dicht gemacht, die Produktion an den Firmensitz und in die Slowakei verlagert. Das Aus ist für den 31. März 2018 terminiert, Ende Juni 2016 soll schon die Solarthermie mit 17 Beschäftigten auslaufen. 200 Menschen sollen bekanntlich ihre Arbeit in Gelsenkirchen verlieren, 220 werden es in Remscheid sein. Aktuell sind auch noch gut 20 Leiharbeiter in Erle beschäftigt. Erhalten bleiben vor Ort soll das Servicecenter mit rund 100 Jobs.
Der Protest wurde wieder auf die Straße getragen, wieder wurde die Politik vom Oberbürgermeister über die Stadtspitzen in elf Nachbarstädten bis zu den Wirtschaftsministern auf Landes- und Bundesebene aktiv, gab es einen Alternativenkongress und zumindest aus Sicht der Gewerkschafter zahlreiche Vorschläge, wie das Werk fortgeführt werden könnte – bisher ohne Erfolg. Damals, so Hülsdünker, wurde mit den Inhabern verhandelt, jetzt mit einem Management-geführten Unternehmen. Das bedeute einen Gezeitenwechsel. Die Bereitschaft, sich mit der Schließung auseinanderzusetzen, habe die Geschäftsführung wie alle vorgestellten Alternativen rundum abgelehnt, ärgert sich Betriebsrätin Yasemin Rosenau. „Man versucht nicht mal, 200 Menschen zu erklären, warum sie ihre Arbeit verlieren.“ Vaillant gehe es um eine strategische Entscheidung und darum Profite zu optimieren. „Und das bei einem Betrieb, bei dem die Rendite bei etwa 10 Prozent liegt.“ Für Sadowsky steht fest: „Selbst Gewinne schützen keine Arbeitsplätze.“