Gelsenkirchen. Gewerkschaft IG Metall hatte für die Metall- und Elektroindustrie zum Warnstreik aufgerufen. 1. Bevollmächtigter Robert Sadowsky: „Angebot der Arbeitgeber ist eine Provokation.“
Rote Fahnen wehen über dem Platz vor dem Musiktheater, mit ihren Pfeifen trillern Metaller und Kollegen aus der Elektroindustrie ihren Protest heraus. Im Stakkato skandieren sie „Wir für mehr“. Die IG Metall hat zum Warnstreik aufgerufen. Arbeitnehmer fühlen sich in der Tarifauseinandersetzung von den Arbeitgebern nicht ernst genommen, empfinden das Angebot als Provokation. Zunächst 0,9 und in der dritten Runde 2,1 Prozent, verteilt in zwei Stufen über 24 Monate hatten die Unternehmen angeboten. Dem steht die Forderung der IG Metall über 5 Prozent gegenüber.
Die Höhe sieht 1. IG-Metall-Bevollmächtigter Robert Sadowsky als berechtigte Antwort auf den „stabilen Wachstumskurs und die Gewinnentwicklung der Metall- und Elektroindustrie“. Er bezeichnet das Angebot als Missachtung der Arbeitsleistung der Kollegen. „So viel Sturheit und Unvernunft der Arbeitgeber haben wir noch nie aushalten müssen“, ruft er den etwa 600 Streikenden zu. Dividenden seien gestiegen, die Auslastung in den Betrieben liege bei 86 Prozent. „Sie spielen mit dem Feuer“, warnte er die Unternehmen, von denen einige mit der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland gedroht hätten. Sadowsky: „Die elf Milliarden Euro, die sie an Dividenden ausgeschüttet haben, sind mehr als die Kosten der Lohnerhöhung für alle 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche.“
Es geht auch um Gerechtigkeit
Es gehe in der Tarifauseinandersetzung auch um Gerechtigkeit. Arbeitnehmer wollten sich von den Werten, die sie geschaffen hätten, etwas zurückholen. Als Schande für die Branche bezeichnete der Gewerkschafter Lohndumping in Betrieben ohne Tarifbindung. Dort verdienten Kollegen 25 Prozent weniger. Seine Aufforderung an Betriebe: „Stellen sie sich dem Wettbewerb durch Innovation und Investition.“
Der DGB-Regionsvorsitzende Dr. Josef Hülsdünker appellierte an die Gewerkschaftsmitglieder, sich solidarisch unterzuhaken und die Forderung durchzusetzen: „Unsere Kraft entscheidet darüber, wie gut es euch gehen wird.“
"Unverantwortlich und unangemessen"
Als „unverantwortlich und unangemessen“ bezeichnete der Arbeitgeberverband der Eisen- und Metallindustrie Emscher-Lippe die Durchführung der Warnstreiks. Geschäftsführer Michael Grütering: „Der Mehrzahl der Unternehmen in der Region geht es nicht gut. Massive Warnstreiks sind der falsche Weg, die Tarifbindung in den Verbänden zu stärken. Sie lassen Mitgliedsunternehmen eher zweifeln, ob ihre tarifgebundene Mitgliedschaft noch zeitgemäß ist. Kluge Lösungen werden am Verhandlungstisch und nicht auf der Straße vereinbart.“