Gelsenkirchen. Die Linke fordert: Der Rat der Stadt möge ein auf drei Jahre befristetes Moratorium für das Bäderkonzept beschließen.

Heute tagt der Aufsichtsrat der Stadtwerke. Das Thema: Die Zukunft der Bäderlandschaft in Gelsenkirchen. Und damit eins, das in der Bürgerschaft viel diskutiert und von den meisten Ratsfraktionen in den vergangenen Monaten bereits durch die jeweilige Parteibrille beleuchtet worden ist. Anfang der Woche meldete sich auch die Linke mit ihrer Einschätzung zu Wort. Die da heißt: Der Rat der Stadt möge ein auf drei Jahre befristetes Moratorium für das Bäderkonzept beschließen und die Zeit zu einer vertieften Analyse aller bestehenden Einrichtungen nutzen.

Drei Standorte, längere Fahrten

Thomas Grohé, Bezirksverordneter der Linke und Delegierter in der RVR-Verbandsversammlung, kritisierte das vorliegende Gutachten grundsätzlich als eines, das voller Vermutungen stecke. „Manche Einschätzungen und Ergebnisse sind weder plausibel noch nachvollziehbar.“ Grohé plädiert dafür, die Daseinsvorsorge in den Fokus zu rücken. Insbesondere für ein Klientel, „dass sich in Gelsenkirchen keine Sauna in den Keller bauen kann“. Die dem Gutachten zugrunde liegenden Daten für die Prognosen zur demografischen Entwicklung sind nach seiner Einschätzung schon heute von der Realität überholt. Meint Grohé mit Blick auf Zuwanderer und Flüchtlinge mit Bleibeperspektive. Auch an die müsse man denken. Ebenso an die wachsenden Bedürfnisse älterer Menschen, an Zwar-Gruppen und das Seniorennetzwerk.

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„Es gibt jede Menge Gründe, tiefer in die Analyse einzusteigen und Konzepte zu entwickeln.“ Thomas Grohé denkt da auch an ein modernisiertes Tarifsystem. Und Linke-Fraktionsvorsitzender Martin Gatzemeier betont: „Wir werden mit drei Bäderstandorten nicht auskommen.“ Weil man natürlich auch darauf schauen müsse, „dass Schüler den Schwimmsport ausnutzen können und nicht nur für 28 Minuten ins Wasser kommen“.

Hohe Anforderungen

Überhaupt führen die Linken bei Plänen, die Bäder hier auf drei Standorte zu fokussieren, grundsätzlich die Wegzeiten als Problem an. Die Strecken zu den Standorten würden für eine deutlich größere Zahl von Nutzern erheblich länger – „und damit werden manche Nutzergruppen möglicherweise komplett ausgeschlossen“. Als Beispiel für solche Befürchtungen führt Thomas Grohé an, dass etwa der Rahmen des Schulschwimmens durch die Stundenpläne vorgegeben sei und bei längeren Fahrzeiten keine sinnvoll nutzbare Schwimmzeit mehr bleibe.

Der Anspruch, kein Kind zurücklassen zu wollen, stelle hohe Anforderungen und sollte zu einem Kriterium mit besonderem Gewicht gemacht werden. Das sagen die Linken-Politiker auch mit Blick auf den hohen Anteil an jüngeren Zugewanderten bzw. Flüchtlingen. Die Verschiebung in der Altersstruktur potenzieller Nutzer werde dazu führen, dass der Schwimmsport als Pflichtfach zunehmen werde. „Und das sollte als anerkanntes Mittel für die Integration eine Förderung erfahren.“

Dem sozialen Faktor ist nach Einschätzung der Linken im Gutachten kaum der angemessene Raum zugeteilt worden. „Einzig betriebswirtschaftliche Kriterien scheinen entscheidungsrelevant zu sein.“