Ruhrgebiet. In diesem heißen Sommer stürmen wieder Millionen Menschen in die Freibäder im Ruhrgebiet. Und doch droht vielen dieser Bäder das Aus.
Auch dieses Sommerwochenende wird wieder Tausende ins Freibad locken; 16,2 Millionen kamen allein im vergangenen, eher verregneten Jahr zum Schwimmen. Trotzdem schreiben fast alle 428 Freibäder in NRW rote Zahlen. 140 Bäder im Land stehen derzeit sogar auf der Kippe.
Essen fürchtet um sein Grugabad, nachdem ein Beratungsbüro die Schließung empfohlen hatte: Das Bad sei extrem unwirtschaftlich. Gelsenkirchen will vor einer Diskussion über das mögliche Aus eines Bades ein Bädergutachten abwarten; die Stadtwerke als Betreiber verzeichneten im Bereich „Bäder“ zuletzt ein Minus von über sieben Millionen im Jahr. In Wattenscheid kämpfen Bürger für den Erhalt des Hallenfreibades Höntrop, das jährlich fast 700 000 Euro Miese macht. Im Städtchen Ennigerloh (Kreis Warendorf) ist nach den Sommerferien Schluss: 300.000 Euro Zuschuss will die Stadt sich nicht mehr leisten.
Häufig fehlt das Geld für eine Modernisierung
Ein Freibad könne nur 30 Prozent seiner Kosten über Eintrittsgelder finanzieren, rechnet Joachim Heuser, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, vor. Das war in den 60er-, 70er-Jahren gewollt, „damit jeder Bürger für kleines Geld das Bad nutzen kann“. Mehr als zwei Drittel der Betriebskosten müssen also die Städte zuschießen, was klammen Kommunen zunehmend schwer fällt. Im Durchschnitt schlägt jedes Freibad mit 320. 000 Euro im Jahr zu Buche, das summiert sich, wenn große Städte mehrere Einrichtungen betreiben.
Hinzu kommt: Wo das Geld für den Betrieb fehlt, fehlt auch das für die Modernisierung. Der Sanierungsstau allein für das Grugabad wird auf mehr als 13 Millionen Euro beziffert, der in Höntrop sogar auf 17 bis 18 Millionen. Im Essener Stadtteil Kettwig musste vor Saisonbeginn das Hauptbecken geschlossen werden, weil es leckte.
Allein in den vergangenen sieben Jahren wurden nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG in NRW 91 Frei- und Hallenbäder geschlossen. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen klagt: „Ohne die Freibäder büßen die Städte an Attraktivität ein. Sozial schwächere Familien machen dort Urlaub.“
In manchen Städten, etwa in Gladbeck, Schwerte oder Bottrop, haben private Initiativen die Regie über Bäder übernommen.