Gelsenkirchen. . Gelsenkirchener Eltern erheben schwere Vorwürfe gegen die Betreuer einer Ferienfahrt nach Meinerzhagen. Das städtische Jugendamt relativiert.
Mit Käse überbackener Toast zum Mittag, Haare im Essen, trinkende Betreuerinnen, „handfeste“ Ansagen an die 27 sieben- bis zwölfjährigen Kinder oder gar ein Einschluss in die Zimmer um 17 Uhr als kollektive Strafmaßnahme: Die Liste der Klagen ist damit noch nicht erschöpft. Klagen von Eltern, deren Kinder im Rahmen einer Ferienfreizeit des städtischen Jugendamtes in der Jugendherberge im sauerländische Meinerzhagen Urlaub gemacht haben.
Augenscheinlich ein Urlaub zum Abgewöhnen. „Meine Kinder jedenfalls waren fix und fertig. Die wollen bestimmt nicht mehr mit einer Gruppe verreisen“, sagt etwa Melanie Bonk. Gemeinsam mit Ehemann Dirk hatte sie ihre drei Kinder (7, 11 und 13 Jahre) drei Tage vor dem regulären Freizeitende abgeholt, nachdem ihre Tochter sie telefonisch unter anderem darüber informiert hatte, dass niemand mit dem Jüngsten der Familie spielen wollte, weil der sich ständig in die Hose mache. „Ich möchte als Mutter von den Betreuern informiert werden“, empört sich Melanie Bonk. Das sei doch nicht normal; zu Hause nässe sich der Siebenjährige nicht ein.
Anzeige wegen Freiheitsberaubung
Ihr Sohn Marlon habe sie nach der Rückkehr gar nicht mehr los lassen wollen, erzählt Nicole Vollmer, die ebenfalls drei Kinder (8, 10, 12) im guten Glauben, dass die Kinder fröhliche Ferientage verleben würden, mitgeschickt hatte. Und Monika Schuhmann hat unmittelbar nach der Rückkehr des Busses am 11. August den Weg zur Polizei gesucht und vor dem Hintergrund des von den Kindern berichteten frühen Einschließens an einem der Ferientage mit ihrem Sohn Cem Kaan (9) Anzeige wegen Freiheitsberaubung erstattet.
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Birgit Döbereiner und Hartmut Bartuschat schließlich berichten, ihre Tochter Monique sei mehr als einmal umgekippt. Hilfe von Seiten der Betreuerinnen: keine. Alle Kinder, so die Eltern, hätten von einem rauen Umgangston der Betreuerinnen berichtet. Dabei waren einige schon früher mit einer städtischen Freizeit unterwegs gewesen, hätten immer viel Spaß gehabt. Aber, Meinerzhagen sei das Allerletzte gewesen.
Zwei Mitarbeiter des Jugendamtes waren bei der Rückkehr der Kinder in Gelsenkirchen zur Stelle und hörten dort erste Beschwerden der Eltern, die man ernst nehme, hieß es Dienstag aus dem Referat Erziehung und Bildung, das die Vorwürfe weitgehend relativierte. So begleite etwa die Leiterin seit 14 Jahren Ferienfreizeiten, davon seit zwölf Jahren als Leitung. Dass die Betreuerinnen sich betrunken haben sollen, habe sie verneint. Ebenso bestritten wird der Vorwurf, die Kinder seien im Nacken gepackt oder gekniffen worden.
Der Einschluss sei auch nicht zutreffend. Um „Ausschreitungen in Form von verbalen und körperlichen Attacken“ zu entschärfen, seien die Kinder für etwa zwei Stunden auf die Zimmer geschickt worden. „Die Türen waren zu keiner Zeit abgeschlossen.“ Die Eltern seien Anfang September zum Gespräch eingeladen. „Hierbei steht die Aufklärung im Vordergrund.“