Gelsenkirchen. Nach dem ersten Verdacht, dass eine private Beteiligung beim Ort der städtischen Ferienfreizeit vorliegt, reagiert OB Frank Baranowski und stoppt sie.

Orfü heißt der Ort, der etwa 15 Kilometer von Pecs entfernt liegt und der es inzwischen auch in Gelsenkirchen zu trauriger Berühmtheit gebracht hat. Unmittelbar bei den Kindern, die sich bereits auf die städtische Ferienfreizeit auf dem ungarischen Reiterhof in Orfü gefreut haben – und obendrein bei Verwaltung und Politik, weil der Reiterhof der privaten Geschäftspolitik des ehemaligen Jugendamtsleiters Alfons Wissmann noch eins drauf setzt.

Als die Stadt an Werktag Nr. 3 nach Ausstrahlung der ARD-Sendung Monitor (30. April) und dem Bekanntwerden der Neustart kft und ihrer Hintermänner (bzw. später auch einer Frau) den Verdacht schöpfte, dass die städtischen Ferienfreizeiten in einer Anlage angeboten werden, die in Teilen in Privatbesitz ist, reagierte Oberbürgermeister Frank Baranowski bekanntlich prompt: Er stornierte das Sommerferien-Angebot in Ungarn am 6. Mai und versprach, eine Alternativlösung anzubieten (die inzwischen gefunden ist: Die Reise geht, wie unsere Redaktion berichtete, nach Frankreich).

Jugendamtsskandal in nächste Runde

Im nichtöffentlichen Teil der Sondersitzung des Hauptausschusses am 12. Mai wurden die Stadtverordneten darüber informiert, dass Alfons Wissmann Mitbegründer der Firma Gonda Reiterhof und bis 2004 an diesem Unternehmen beteiligt war. Bis zu dem Jahr also, in dem der Jugendamtsleiter und sein Vize Thomas Frings die Neustart kft in Pecs gegründet haben.

Neben Tibor Gonda und Wissmann saß ein dritter Firmengründer im Boot: Hans-Jürgen Meißner, ehemaliger stellvertretender Jugendamtsleiter und Vorgänger von Thomas Frings. Auch diese Hintergründe werden sicher in der ersten Sitzung des Ausschusses zur Untersuchung von Fehlverhalten im Kontext der Gelsenkirchener Jugendhilfe (AFJH) am Freitag, 12. Juni, um 11 Uhr im Ratssaal eine Rolle spielen.

Im WDR-Fernsehen war für Montagabend „die story“ angekündigt, die noch einmal die Praxis der Unterbringung von Kindern in Einrichtungen im Ausland beleuchtet. In einer Mitteilung der Stadt hieß es am Montag dazu: „Der WDR greift dabei eine von der Stadt selbst angestoßene Untersuchung bezüglich der Ferienfreizeiten auf einem ungarischen Reiterhof auf.“

Verwiesen wurde auf eingangs geschilderten zeitlichen Ablauf und darauf, dass der OB bereits am 6. Mai reagiert habe, „da seinerzeit schon nicht völlig ausgeschlossen werden konnte, dass die freigestellten Mitarbeiter des Jugendamtes an dem Reiterhof beteiligt waren oder es noch sind“.

Der Jugendamtsskandal geht also in die nächste Runde.