Gelsenkirchen. . Das Wohnquartier Graf Bismarck soll mal so etwas wie ein Naherholungsgebiet im Herzen Gelsenkirchens werden.
Gelsen-Net wirbt an der Zufahrt zur Johannes-Rau-Allee mit einem Plakat. „Hier beginnt die Zukunft“, steht da groß zu lesen. Während das Tochterunternehmen der Stadtwerke den digitalen Ausbau für mögliche zukünftige Anlieger klar vor Augen hat, wechselt das Handy mal eben aus dem LTE- ins fast schon historische Edge-Netz. Gemütliches Graf Bismarck. . .
Dass hier die Zukunft Gelsenkirchens beginnt, ist trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Wirtschaftsförderer Rainer Schiffkowski weiß zu berichten, „dass der erste Bauabschnitt im Prinzip abgeschlossen ist“. 96 Wohnhäuser werden am Ende das Gelände zieren. Über 80 sind fertig, einige befinden sich in der Planungs- oder Umsetzungsphase. Wartelisten garantieren: Am Ende wird kein Platz frei bleiben. Eine neue Kita mit Platz für 75 Kinder wurde gebaut und am Monatsende offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Graf Bismarck: Von 1936 bis 1979 war die 88 Hektar große Fläche Kraftwerksstandort. Das Areal ist in den vergangenen Jahren von NRW.Urban gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen zum neuen Quartier für „Arbeiten und Wohnen zwischen Wald und Wasser“ entwickelt worden.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Konzeptbaustein ist also das Wasser. Besser: der Kanal. Der frühere Kohlehafen, der in diesen Tagen, Wochen und Monaten umfassend saniert wird, hat eine zentrale Bedeutung. Im Südwesten des Beckens soll laut Planung mal eine Slipanlage für Boote entstehen. Das Westufer erhielt bereits eine neue Stahlspundwand vor der alten Kaimauer, das Nordufer wird derzeit zur Absicherung der vorhandenen Treppenanlage in ein Schrägufer umgestaltet. Alles andere ist (noch) ferne Zukunftsmusik. Da ist vom Schiffsanleger für die Weiße Flotte, einem Hafenplatz und einer Uferpromenade die Rede. Von Naherholung im Herzen der Stadt.
Auch interessant
Rainer Schiffkowski sieht der Umsetzung dieser Projektion optimistisch entgegen. Was auch sonst?! Die fast schon natürlich defensive Haltung des Wirtschaftsförderers hätte Roberto Di Matteo, den letzten Schalke-Trainer, tief beeindruckt. Der Referatsleiter lässt sich hinsichtlich möglicher Gewerbeansiedlungen in diesem Mischgebiet nicht in die Karten schauen – bis Vollzug gemeldet werden kann.
Ein Bauantrag ist gestellt
Nur das verrät er: „Die Akquise verläuft hoffnungsvoll.“ Ein Bauantrag für ein Projekt sei gestellt, sagt er. Da bleibt genügend Raum für Spekulationen, die Schiffkowski so nährt: „Graf Bismarck ist ein echtes Vorzeigeprojekt.“ Anfragen von Kiel bis München würde es geben. Stadtplaner und Architekten interessierten sich sehr für das Vorhaben. Unterschwellig dringt heraus: einige Firmen offenbar auch.
Das wäre sehr gut für Gelsenkirchen. Gut für den Standort ist es aber auch, dass nach intensiver Kritik in der WAZ und von Lesern die Johannes-Rau-Allee gerade gründlich gesäubert wird. Was die Natur sich schnell durch fehlende Aufmerksamkeit des Menschen eroberte, wird nun wieder zurückgewonnen: Bürgersteige und Parkbuchten entlang der Durchgangsstraße in Richtung Münsterstraße. Schließlich könnten Interessenten ja mal einen Termin vor Ort wünschen. Oder unangemeldet erscheinen . . .