Gelsenkirchen.
Ausgerechnet der Leiter des Essener Gefängnisses lobte den Ausbrecher für seine „artistische Höchstleistung“. Das ersparte dem Gelsenkirchener Vasilica R. aber nicht die Strafe für 19-fachen Metalldiebstahl: Vier Jahre Haft, entschied am Mittwoch die XVI. Essener Strafkammer.
Dass er wegen des Ausbruchs auch für „gemeinschädliche Sachbeschädigung“ verurteilt wurde, wird der 25-Jährige verschmerzen. Im Vordergrund stand für die Justiz der organisierte Diebstahl von Metall, vor allem Kupferkabel, den er mit vier Mitangeklagten von Januar bis Juni betrieben hatte. Die Ware verkauften sie vor allem einem Schrotthändler in Altenessen.
Einem Krimi glich die Flucht des Gelsenkircheners aus dem Essener Knast. Richter Martin Hahnemann las einen Vermerk vor, den der Leiter des Gefängnisses nach der Flucht an das Justizministerium geschickt hatte.
Häftling schlängelte sich durch winziges Loch
Demnach nutzte Vasilica R. die dünne Personalbesetzung in der JVA am Wochenende aus, wenn keine Haftraumkontrollen stattfinden. Außerdem war es laut im Knast, weil am auch dort die Fußball-WM verfolgt wurde. Vasilica R. brauchte zweieinhalb Tage. Er nutzte ein Tischbein als Stemmeisen und löste Ziegel für Ziegel unter der Fensterbank aus der Wand seiner Zelle B 224 im zweiten Stock. Mörtel und Steine verbarg er unter dem Bett, kaschierte das Loch mit Schaumstoff aus dem Kopfkissen und einem vorgehängten Handtuch.
Die artistische Höchstleistung, die laut JVA-Chef „zuvor nicht für möglich gehalten wurde“, brauchte er, um sich durch das 50 Zentimeter breite und 20 Zentimeter hohe Loch zu schlängeln, sich hochzuziehen und unter dem Stacheldraht aufs Dach zu krabbeln. Was er nicht wusste: Auf seinem Fluchtweg hatte er den Alarm ausgelöst, so dass ihn oben vier Beamte stellen konnten.