Gelsenkirchen. . Zum 25-jährigen Bestehen der UN-Kinderrechtskonvention versetzen sich Kindergarten- und Grundschulkinder in die Rolle von Straßenkindern. Laut pfeifend ziehen sie durch Horst und sammeln Spenden für Kinderschutzprojekte.

Die achtjährige Lara kniet auf dem kalten Boden, vor sich einen schwarzen Schuh, den sie mit einer Schuhputzbürste schrubbt. „Da ist aber noch etwas dreckig“, ertönt eine Stimme von weiter oben, zu der der Schuh gehört. Aufs Wort gehorchend schnappt sich Lara einen anderen Lappen, wischt über die Stelle, poliert sie noch etwas genauer.

Moment mal, möchte man empört aufschreien. Doch alles halb so wild! Am Ende des Satzes lacht die Stimme, denn natürlich ist das hier in echt nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nicht hier in Gelsenkirchen, Kinderarbeit ist ja verboten. In anderen Ländern hingegen gibt es Straßenkinder, die sich mit solchen Schuhputzarbeiten ihr Zubrot verdienen.

Plakate mit Kinderrechten

Das wissen auch die Kinder, die an der Aktion zum 25-jährigen Jubiläum der UN-Kinderrechtskonventionen an der Diesterwegstraße teilnehmen. Im Alter von fünf bis zehn Jahren sind sie, gehen in den Kindergarten oder die Grundschule. Sind normalerweise ganz weit weg von den Straßenkindern, nur heute nicht. Dafür hat auch die Kinderbeauftragte im Bezirk West, Vera Neumann, gesorgt.

„Sie hat uns viel über Straßenkinder erzählt“, berichten die Kinder. Und auch, dass sie schon vorher wussten, dass es da Kinder gibt, denen es eben nicht so gut geht. Für eben diese sammeln sie am Nachmittag Spenden, haben Umzugskartons zu Rundum-Plakaten umfunktioniert. Auf denen stehen Dinge wie „Jedes Kind hat das Recht...“ „zu lernen und eine Ausbildung zu machen“, „zu spielen und auf Sport“. Mit ihren Rechten ausgestattet ziehen sie laut pfeifend über die Markenstraße – das erregt natürlich viel Aufmerksamkeit.

Spenden für Kinderschutzprojekte gesammelt

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Viele Menschen aber gucken nicht nur, sondern spenden auch. Als Dankeschön drücken die Kinder ihnen selbstgemachte Pralinen und Plätzchen in die Hand. Das gesammelte Geld wird anschließend für Kinderschutzprojekte an die Organisation „Terre des hommes“ überwiesen.

„Die Kinder sollen ein Gefühl und Gespür dafür bekommen, was es heißt, ein Straßenkind zu sein“, erklärt Kinderbeauftragte Neumann die Intention des Nachmittags. Ein bisschen funktioniert das, denn Kinder wie Jasmin (10) wissen nun besser, „dass es anderen Kindern nicht so gut geht wie uns“. Und doch dauert das Schuhe putzen nie länger als fünf Minuten, gibt es hier warmen Kakao, der verteilt wird und fröhliche Musik im Hintergrund, die trällert „Wir Kinder haben Rechte, unsere Träume sie verändern die Welt“.