Berlin. . Gewalt und Ausgrenzung sind laut Unicef die größten Hürden bei der Umsetzung der Kinderrechte. Auch 25 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Konvention gehörten Kinderarbeit, Missbrauch, vermeidbare Krankheiten und fehlende Schulbildung für Hunderte Millionen Kinder weltweit zur Realität.
Sechsjährige werden verheiratet, Kinder im Grundschulalter schuften als Haussklaven, Terroristen entführen Schülerinnen: 25 Jahre nach Einführung der UN-Kinderrechtskonvention zieht Unicef eine bittere Bilanz. Zwar hat sich die Kindersterblichkeit im letzten Vierteljahrhundert halbiert – doch Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch gehören noch immer weltweit zum Kinderalltag.
Beispiel Kinderarbeit: Allein in Brasilien arbeiten nach Unicef-Angaben rund 3,5 Millionen Kinder in ausbeuterischen Verhältnissen. Obwohl Kinderarbeit weltweit in den letzten 25 Jahren um ein Drittel abgenommen hat, sind heute immer noch 168 Millionen Kinder betroffen. Vor allem Mädchen müssen oft in fremden Haushalten schuften, weltweit sind es nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mehr als elf Millionen.
In Entwicklungsländern wird zudem jedes dritte Mädchen noch als Kind verheiratet: Das höchste Risiko besteht laut Unicef für Mädchen aus armen Familien, die auf dem Land leben. Die Folgen für die früh und oft unter Zwang verheirateten Kinder sind dramatisch: Mädchen, die unter 15 Jahre alt sind, wenn sie schwanger werden, hätten ein fünffach höheres Risiko, bei der Geburt zu sterben, als junge Erwachsene, so die UN-Sonderbeauftragte Marta Santos Pais gestern in Berlin.
Krieg, Terror und Gewalt hinterlassen schon bei den Kleinsten schwere Störungen: Nach Unicef-Schätzungen wachsen weltweit rund 300 Millionen Unter-Fünfjährige heran, die auf frühe Gewalterfahrungen mit psychischen Auffälligkeiten reagieren.
Mädchen besonders gefährdet
Weltweit werden immer mehr Kinder Opfer von Menschenhandel: Laut Unicef betrafen in einigen Regionen mehr als 60 Prozent der aufgedeckten Fälle Kinder und Jugendliche. Auch hier sind Mädchen besonders gefährdet. Demnach werden jedes Jahr mehr als 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen Opfer sexueller Gewalt.
Auch in Europa können sich viele Kinder nicht sicher fühlen: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben hier zuletzt jedes Jahr rund 850 Kinder an den Folgen von Misshandlung. Millionen Kinder leiden unter körperlicher, seelischer oder sexueller Misshandlung. In Deutschland mussten die Jugendämter 40 000 Kinder pro Jahr aus ihren Familien holen.