Gelsenkirchen. Gibt es bei den Giraffen im Zoom Gelsenkirchen bald Nachwuchs? Mit Hilfe einer Wärmebild-Kamera lässt sich möglicher Nachwuchs im Bauch der Langhälse entdecken. Eigentlich werden die Kameras zur Gebäudeanalyse genutzt. Tierärztin Dr. Pia Krawinkel lieh sich eine solche Kamera aus.

Tierärztin Dr. Pia Krawinkel zückt die Kamera und richtet sie auf Giraffendame Mary. Allerdings nicht, um ein schickes Foto der langbeinigen Schönheit zu schießen. Die Kamera, die die Ärztin auf den Bauch der Rothschildgiraffe richtet, verrät vielmehr mit ihrer Wärmeaufnahme, ob Mary Nachwuchs erwartet oder nicht. Ein spektakuläres Novum in der Zoom Erlebniswelt, denn diese Kamera liefert sogenannte thermografische Bilder -- und wird eigentlich zur Energieanalyse bei Gebäuden eingesetzt.

Menschen haben es einfach. Kaufen sich in der Apotheke für ein paar Euro einen Schwangerschaftstest und wissen Bescheid. Humanmediziner haben es ebenfalls leicht: Mit Hilfe eines Ultraschallgerätes können sie schnell diagnostizieren, ob sich bei der Patientin tatsächlich demnächst Nachwuchs einstellen wird.

Im Dezember gibt’s Nachwuchs

Tierärztin Dr. Pia Krawinkel hat es da deutlich schwerer, um festzustellen, ob eine Lady aus der Langhals-Herde trächtig ist. „Eine Urinprobe“, schmunzelt Krawinkel, „können wir bei Giraffen leider nicht nehmen.“ Einen Ultraschall ebenso wenig. Also war sie bislang vor allem auf Bauchbeobachtung angewiesen, um zu erahnen, wann sich der Giraffenstall wieder in eine Kinderstube verwandeln wird.

Dank der Wärmebildkamera, eine Leihgabe der ELE, kann die Tierärztin jetzt rasch ermitteln, in welchem Giraffenbauch Nachwuchs heran wächst, und das völlig stress- und schmerzfrei für die Giraffen. Durch das Messen mit der äußerst temperaturempfindlichen Kamera kann Krawinkel sehen, ob die Körpertemperatur, vor allem an der rechten Flanke des Tieres, deutlich erhöht hat. Ist eine Giraffe trächtig, weisen darauf fast weiße Färbungen in der sonst rötlichen Umgebung deutlich auf Nachwuchs hin.

Kontrolle der neuen Verhütungsmethode

Dass Giraffendame Mary bereits in den nächsten Wochen Nachwuchs erwartet, ist bei ihrem prallen Bauch auch ohne Thermografie nicht zu übersehen. Bei Jadranka, Bashira und Aja Saba aber deutet äußerlich nichts auf Trächtigkeit hin. Nach den Aufnahmen gab es Entwarnung: Kein Giraffennachwuchs in Sicht.

Wichtig ist die aktuelle Überprüfung vor allem deshalb, weil so die neue Verhütungsmethode bei den Giraffen kontrolliert werden kann. Zoo-Sprecherin Sabine Haas: „Wir sind da noch im Anfangsstadium.“ Verhütung in den Kinderschuhen sozusagen. Dieses Projekt führt der Gelsenkirchener Zoo in Zusammenarbeit mit der Universität in Wien durch.

Giraffen haben eine Tragzeit von bis zu 15 Monaten. Erst im letzten Drittel kann dabei eine Trächtigkeit per Thermografie erkannt werden.

Ob Mary, die gute Seele der Herde, ein Mädchen oder einen Bullen erwartet, das zeigt die Wärmebildkamera übrigens nicht. Das bleibt für alle eine Überraschung – bis Dezember.