Gelsenkirchen. Ehemalige und aktive Wachleute ärgern sich über Abrechnungsfehler beim Wachdienst Stölting. Zuschläge oder auch Stundenlöhne seien nicht richtig abgerechnet worden. Das Gelsenkirchener Dienstleistungsunternehmen spricht von Einzelfällen und Übermittlungsfehlern.

Nach Misshandlungen von Flüchtlingen durch Mitarbeiter eines Sicherheits-Dienstleisters im Flüchtlingsheim Burbach hat die Gelsenkirchener Firma Stölting dort im September den Dienst übernommen. Zum Einsatz kommen Security-Kräfte der Erler seither auch in anderen Flüchtlingsunterkünften – zum Beispiel in Essen oder Neuss. Die Präsenz an solch neuralgischen und sensiblen Einsatzorten hat nun auch den öffentlichen Fokus auf Stölting gelenkt. Ehemalige Mitarbeiter erheben Vorwürfe.

Die Firma, so die Kritik der Wachleute, unterlaufe Tarifverträge, Zuschläge oder auch Stundenlöhne seien nicht richtig abgerechnet worden. Auch sei Druck ausgeübt worden, wenn sich Mitarbeiter krank gemeldet hätten oder Bedenken hatten, aus ihrer Sicht gefährliche Einsätze zu übernehmen. „Zeit online“ hatte nach Recherchen entsprechend berichtet.

Auch bei Verdi weiß man von Stölting-Mitarbeitern, die Probleme mit ihren Abrechnungen hatten. „In der Regel kommen natürlich nur Leute hier her, die nicht mehr in der Probezeit sind“, sagt Katja Arndt. Im Fachbereich 13 Bochum/Herne ist sie als Gewerkschaftssekretärin zuständig für „besondere Dienstleistung“. Stölting zählt sie seit zwei Jahren zu ihrem Zuständigkeitsbereich. „Seither hatte ich immer wieder Mitarbeiter hier sitzen.“ Arndt berichtet von 14 Fällen, in denen sie Stölting wegen fehlender oder falscher Abrechnungen angeschrieben habe. Erfolgreich – „dann wird das anstandslos berichtigt“.

Qualitätsmanagement prüft und protokolliert die Fehlerquote monatlich

Zu konkreten Einzelfällen äußert sich Stölting nicht. Thorsten Lieber, Leiter Controlling im Firmensitz an der Willy-Brandt-Allee, schließt generelle Tarifverstöße aus, macht aber deutlich: „Da die Stundennachweise zu 100 Prozent durch die Mitarbeiter handschriftlich selbst erstellt werden, und zu Beginn eines jeden Monats für den abgelaufenen Monat der Lohn verarbeitenden Stelle übermittelt werden, kann es hier zu Übermittlungsfehlern oder Fehlinterpretationen kommen.“ Das eigene interne Qualitätsmanagement prüfe und protokolliere die Fehlerquote monatlich. „Wir sind stolz, dass wir bei den etwa 5000 Lohnabrechnungen gerechnet auf die Lohnsumme eine Fehlerquote von nur 0,5 Prozent haben“, erklärt Lieber.

Druck auf Mitarbeiter bei der Einsatzorganisation gebe es nicht, so Lieber. Es erfolge jeweils eine fachgerechte Bewertung, bei der die „subjektiven Empfindungen eines einzelnen Mitarbeiters in der Einsatzbesprechung gewürdigt und bewertet“ würden. Entsprechend „sehr gering“ sei die Unfallquote im Zusammenhang mit Bewachungsobjekten.

Mit Gebäude- und Industriereinigung groß geworden

Als Service-Dienstleister ist Stölting mit Gebäude- und Industriereinigung groß geworden. Aktuell arbeiten am Firmensitz in Erle 200 Leute, mit den Externen sind es etwa 1400 Kräfte. Bundesweit arbeiten 5000 Menschen für Stölting auch in den Sparten Security oder Gleisbausicherung. Sicherheitsleistungen in den Flüchtlingsunterkünften werden von der mehrheitlich zur Stölting Service Group gehörenden S.E.T. GmbH Security & Event Team mit Sitz in Düsseldorf durchgeführt. Hier befinden sich zur Zeit etwa 150 Mitarbeiter im Einsatz.