Gelsenkirchen. . Zugreisende haben immer weniger Verständnis für den Streik der Lokführer. Abellio, Eurobahn und HKX machen Halt im Hauptbahnhof. Mancher Reisende fährt schon länger regelmäßig mit einer Privatbahn, weil sie schneller und billiger ist.

Während Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf der Werbetafel im Foyer des Hauptbahnhofes die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) „scharf kritisiert“, scheren sich Reisende zehn Meter weiter kaum um den Streikhinweis der Bahn AG. In Bückhöhe und kleingedruckt erfährt der Bahnreisende – wenn er es denn liest – auf dem Weg zu den Bahnsteigen, wo er sich informieren kann, wenn Züge ausfallen und Zugverbindungen nicht eingehalten werden können.

Bekannt ist: Bahn-Reisende müssen sich heute erneut auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Die Fernzüge fallen komplett aus. Regionalzüge und Regionalexpress fahren zwar, aber nur sporadisch. Verspätungen müssen aber einkalkuliert werden. „Man kommt weg, muss aber ein, zwei Stunden Verspätungen einkalkulieren. Das ist kein Generalstreik“, heißt es beim Servicepersonal auf den Bahnsteigen. Sie stehen heute Bahnreisenden für Auskünfte bereit. Ein weiterer Trost: Die Züge von Eurobahn und von Abellio fahren generell – und halten im Hauptbahnhof.

Reiner Machtkampf

Der letzte GdL-Streik vor etwa zwei Wochen hatte 60 Stunden gedauert. Dieser Streik soll länger gehen: Von Donnerstag, 2 Uhr, an wollen die Lokführer im Personenverkehr bundesweit für vier Tage die Arbeit niederlegen. Bei den Bahnreisenden kommt der Streik nicht gut an. „Ich fahre gerne mit der Bahn. Ich habe ein Bärenticket, kann mir also aussuchen, wann ich den Zug nehme, aber für Berufstätige ist das nicht fair. Zumal es in diesem Streik nicht um einen Tarifkonflikt geht, das ist ein reiner Machtkampf“, sagt Heinz-Werner Höschen aus Bochum.

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Auch bei jüngeren Leuten macht sich Unmut breit. „Ich habe nicht wirklich Mitleid mit den Lokführern. Für die vielen Fahrgäste ist es schlimm, sie leiden darunter, obwohl sie nichts dafür können“, sagt Lea (16). Pascal (21) findet den Streik nicht berechtigt, schränkt allerdings ein, dass er auf die Verbindungen der Deutschen Bahn nicht angewiesen ist. „Ich fahre regelmäßig mit Eurobahn oder HKX. Die sind schneller und billiger.“ Auch die Hamburg-Köln-Express (HKX) GmbH ist eine Privatbahn, die vom Streik nicht betroffen ist. Sie fährt zwischen Köln und Hamburg und hält vier Mal pro Tag (Hin- und Rückfahrt) im Hauptbahnhof.

Bei der U1 (Jahrgangsstufe 11) des Schalker Gymnasiums ist die Enttäuschung groß. Die geplante Exkursion in das Lehmbruck-Museum nach Duisburg wurde wegen des Streiks abgesagt. Stattdessen findet normaler Unterricht in der Schule statt.