Gelsenkirchen. Eltern sind irritiert. Ihre Kinder waren während der Bombendrohung in Gelsenkirchen im Kinderhaus untergebracht, wurden jedoch nicht von der Polizei informiert. Erst das benachbarte Job-Center setzte den Kindergarten von der Evakuierung in Kenntnis. Die Leiterin hat nun einen Brief geschrieben.

Für die Kinder der „Rasselbande“ mag es Abenteuer pur gewesen sein, für ihre Erzieher passte der ungeplante Ausflug am Mittwochmorgen eher in die Kategorie Stress, und für die Eltern ... na, ja, die waren zum Teil empört.

Als Arbeitsagentur und Jobcenter an der Kurt-Schumacher-Straße wegen einer Bombendrohung geräumt wurden, packten sich die Erzieherinnen kurzerhand ihre Kinderschar und marschierten Richtung Schloss Berge.

Vorübergehende Unterkunft in Chinarestaurant

„Es sollte gerade gefrühstückt werden“, sagt etwa Mutter Julia S. „Die Kinder hatten Hunger“. Dazu kommt, dass ihre Tochter in einer Unter-Zweijährigen-Gruppe untergebracht ist. „Die Kinder können zum Teil noch gar nicht laufen, geschweige denn, sich schnell und selbstständig anziehen.

In einem chinesischen Restaurant an der Cranger Straße fand die Rasselbande eine vorübergehende Unterkunft. Von hier informierten die Erzieher die Eltern und baten darum, die Kinder abzuholen. Was Julia S. an dem Vorgang irritierte, war, dass niemand den Erzieherinnen geholfen hat. „Wo war irgendein Helfer, der die Sache erklärte oder Informationen weitergab? Es war einfach niemand da, der seine Hilfe anbot“, beklagt die Frau am Tag eins nach der großflächigen Bombenevakuierung in Buer. Die Polizei jedenfalls fühlt sich nicht verantwortlich.

„Kinderhaus bereits geräumt“

„Als die Kollegen eintrafen, war das Kinderhaus bereits geräumt“, sagt der Leiter der Polizei-Pressestelle Johannes Schäfers. Die Kollegen seien davon ausgegangen, dass die Kinder in professioneller und guter Obhut seien, sie galten für die Polizei als versorgt. „Wir hatten ja auch keine Minustemperaturen am Mittwochmorgen“, ergänzt Schäfers.

Informiert über die Bombenwarnung hatten die Betreuer die Mitarbeiter des benachbarten Job-Centers. Darauf schnappten sich die Erzieherinnen ihre Kleinen – Hunger hin oder her – und marschierten los. Inzwischen hat die Leiterin der Rasselbande, Sabrina Göckener, einen Brief an die Gelsenkirchener Polizei geschrieben. Auf Anfrage dieser Zeitung wollte sie sich zu den Vorgängen nicht konkret äußern. Nur so viel: „Ich möchte mit der Polizei über das Vorgehen reden.“