Gelsenkirchen-Buer.
Kurioses Horst: Es gilt, im Beisein zahlreicher Gäste die Eröffnung eines Gebäudes zu feiern, das es gar nicht mehr gibt. Denn die Vorburg neben Schloss Horst ist keine Vorburg, sondern ein Komplex aus zwei baulich miteinander verbundenen Wirtschaftsgebäuden aus dem 19. Jahrhundert, die dort stehen, wo sich einst die Vorburg befand.
Doch Oberbürgermeister Frank Baranowski bleibt ganz bewusst historisch unkorrekt: „Ich sage einfach mal weiter: Vorburg.“ Das ist knapp, verständlich und trifft den Kern eines Bauprojektes, an dessen Fertigstellung so manch ein Horster arge Zweifel hegte.
Herausforderungen für Architekten, Denkmalschützer und Handwerker
Deshalb geht Baranowski auch gleich zu Beginn seiner Rede auf die Verzögerungen ein, die mit der Sanierung verbunden waren: „Nicht wenige von uns hätten sich gewünscht, dass das etwas schneller gegangen wäre.“ Begonnen in 2008, sollte die renovierte Vorburg schon im Kulturhauptstadtjahr 2010 fertiggestellt sein.
Doch das alte Gemäuer stellte Architekten, Denkmalschützer und Handwerker immer wieder vor Herausforderungen. „Wir hatten einen schrecklichen Zustand vorgefunden“, erinnert Architekt Christoph Ellermann zum Beispiel an die Schiefstellung des Gebäudes, die über die Längsachse einen Unterschied von einem Meter ausmachte. Oder an das Mauerwerk: „Das geriet doch schon nur vom Anschauen in Schwingungen.“ Jetzt erscheine außen die Fassade „wie aus einem Guss“.
Freude über die Fertigstellung
Und innen bleibe die historische Bausubstanz, zwar saniert und aufbereitet, aber eben sichtbar und ergänzt um Treppenhaus, Aufzug und Zugbänder aus Metall, die dem alten Fachwerk der Dachkonstruktion den notwendigen Halt verleihen.
Wolff Hoffmann, Vorsitzender des Fördervereins, ist die Freude über die Fertigstellung ganz besonders anzusehen. Denn das Projekt Vorburg war noch nicht abzusehen, als die Sanierung von Schloss Horst angepackt wurde.
Gebäude mit Leben füllen
Die Male, die er dann auf der Dauer-Baustelle war, vermag er nicht in Zahlen auszudrücken. Die Verbindung von historischer Bausubstanz mit modernen und offen dargelegten Bau- und Gestaltungselementen macht die besondere Atmosphäre aus. Für Hoffmann ist etwas anderes noch wichtiger: „Ich bin dankbar dafür, dass die Stadt dieses Projekt gestemmt hat.“ Und standhaft geblieben ist gegenüber jenen Kritikern, die meinten, dass das Geld für die ursprünglich auf knapp 5,4 Mio. Euro kalkulierten und dann auf 6,5 Mio. Euro gestiegenen Kosten für andere Vorhaben besser ausgegeben sei.
Ausstellung Schloss Horst
Baranowski ermuntert die Gäste, von der Vorburg Besitz zu ergreifen, das Gebäude mit Leben zu füllen und alle Räume mit Neugier zu erkunden: „Denn am Montag, wenn das Bürgercenter seine Arbeit aufnimmt, ist es hier eine Behörde. Und dann müssen sie wieder warten.“ Aber das Ausstellen eines Personalausweises oder das Ausleihen eines Buches geht garantiert schneller über die Bühne als die Sanierung einer Vorburg.