Gelsenkirchen. . Das Ritterspektakel Gaudium.2012 entführte seine Besucher auf Schloß Horst in Gelsenkirchen ins Mittelalter und die Renaissance. Zwei Tage lang lockten Ritterturniere, Marktstände und mehr. Besonders bemerkenswert: die liebevollen Inszenierungen rund ums Schloß Horst kosteten keinen müden Heller: Eintritt frei.

Ein mächtiger Mönch kreuzt den Weg. Unterm dunklen Wams ein stattlicher Wanst, in der Hand ein mannshoher, armdicker Wanderstock. An seiner Seite schreitet ein nicht weniger imposanter Recke in bordeauxroter Tunika, lässig ein Beil geschultert, als wäre es das normalste von der Welt. Nun, am Samstag und am Sonntag war es tatsächlich nichts besonderes, scharfe Gegenstände offenkundig mit sich zu führen, denn rund ums Schloß Horst fand das Gaudium.2012 statt.

Zum mittlerweile vierten Mal hatte das städtische Kulturreferat im Auftrag der Bürgerstiftung Gelsenkirchen das Museumsfest veranstaltet – mit Ritterturnier, Mittelaltermarkt, Handwerken und Gewerben, Feldlager, Gauklern und Spielleuten. Besonders bemerkenswert: die liebevollen Inszenierungen rund ums Schloß Horst kosteten keinen müden Heller: Eintritt frei.

Männer in Waffenröcken stolzieren mit ihren Schwertern durch das mittelalterliche Markttreiben, Frauen in groben Kleidern tragen Körbe mit Lebensmitteln umher. Mindestens ein Viertel der Anwesenden ist kostümiert. Die Bandbreite reicht vom prachtvoll gekleideten Adelsmann bis zur Bettlerin, die in Lumpen gehüllt am Wegesrand stumm und mit gesenktem Haupt die Hand aufhält. Auch in epochaler Hinsicht variieren die Kostüme.

Was für eine Gaudi

In der Schmiede von Frank Gonda wird ordentlich hingelangt. Patrick Sicken (37) aus Bulmke-Hüllen und sein Sohn Louis (8) hauen abwechselnd mit einem Hammer auf ein glühendes Eisen, aus dem später ein Hufeisen wird. „Fester! Das ist kein Wellness hier“, treibt der Schmied die beiden von seinem glühenden Ofen aus an und betätigt dabei den Blasebalg, der die Kohlen erst so richtig zum Glühen bringt. Patrick Sicken ist mit seiner Familie zum ersten Mal beim Gaudium und ist begeistert: „Das ist nett gemacht hier. Besonders gut finde ich, dass es so viel Handwerk gibt. Auch die Kostüme sind toll.“

Ritterliches Spektakel

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Authentisch sind auch die Schreibweisen der Schilder an den Marktständen. Da gibt es zum Beispiel die „Druckerey“ oder die „Pfeifenschnitzerey“, rustikal schmort ein halbes Schwein bei „Sauen und Feuerey“ vor sich hin. Es gibt Schilde zu kaufen, Trinkhörner, Lederschmuck, Rüstungen und was das Mittelalter-Herz sonst noch so begehrt. Überall qualmt es, Rauchschwaden ziehen umher. Im Schloss hat die Ausstellung „Leben und Arbeiten im Zeitalter der Renaissance“ geöffnet. Erwachsene können sich im Bogenschießen probieren, Kinder im Armbrustschießen mit sicheren Gumminäpfen.

Nicht ganz so zimperlich geht es bei den Ritterturnieren zu, die Stuntmen pro Tag zwei Mal vorführen. Zwei Ritter reiten aufeinander zu und versuchen sich mit Lanzen aus dem Sattel zu stoßen. Was für eine Gaudi.