Gelsenkirchen. Das Renaissancemuseum will die Kooperation mit den Schulen intensivieren. Rund 50 Lehrer gingen am Mittwoch auf Erkundungstour und tauschten Ideen aus
Wer die Kellergemächer im Schloss Horst betritt, landet in einer anderen Welt: der Schlossbaustelle im 16. Jahrhundert. Lehmboden, in dem Fußspuren festgetreten sind, Werkzeuge, die definitiv nicht aus unserer Zeit stammen; in den Ecken haben es sich Mäuse gemütlich gemacht. Die rund 50 Lehrer aus Gelsenkirchen und Umgebung hatten bei ihrer zweistündigen Mittelalterzeitreise in dieser Woche sichtlich Spaß.
Lerneffekt durch Sinneserfahrungen
„Sonst ist ja das erste, was man sagen muss: Bloß nix anfassen!“, sagt Barbara Winzer von der Grundschule Schloss Horst lachend. „Tja, das war früher mal so“, entgegnet der Leiter des Schlosses, Elmar Alshut. Im hiesigen Renaissancemuseum ist das anders: Hier darf alles angefasst werden. „Wir haben leider keine Mona Lisa, darum mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen“, scherzt Alshut. Die interaktiven Info-Bildschirme, Zeichentrickfilme und ein Audioguide passen zwar nicht ganz in die mittelalterliche Kulisse, sind dafür aber umso informativer.
Das Konzept ist auf Schulklassen zugeschnitten. „Wir setzen auf den Lerneffekt durch Sinneserfahrungen“. Wie haben die Arbeiter damals gelebt, wie hat man es geschafft, mit einfachen Werkzeugen ein Schloss zu bauen, oder woher kommen Ausdrücke wie „etwas auf dem Kerbholz haben“?
Viele Erfahrungen, die man hier machen kann, haben auch praktische Relevanz für den Unterricht: „Wenn Jugendliche mit dem 12-Knoten-Seil rumspielen und merken, dass der Satz des Pythagoras nicht nur erfunden wurde, um die Schüler zu ärgern, dann finden sie Mathematik oft gar nicht mehr so mies wie zuvor“, erzählt der Museumspädagoge Wolf Hoffmann.
Gemeinsam mit den Lehrern sollen in Zukunft Konzepte entwickelt werden, um die Angebote des Museums in den Unterricht zu integrieren. Die Möglichkeiten dazu seien vielfältig. „Für die Grundschulen ist der Sachkundeunterricht die perfekte Plattform. Aber auch an weiterführenden Schulen kann man einiges machen“, glaubt Hoffmann. In Geschichte zum Thema Mittelalter natürlich, aber auch in Mathematik oder Deutsch, wo die Originalquellen aus dem 16. Jahrhundert analysiert werden können. Und natürlich in Kunst. Schließlich ist das Schloss Horst der älteste Renaissancebau der Region. „Doch wir sind auf ihre Mithilfe angewiesen“, appelliert er an die Lehrer. Die nehmen das Angebot gerne an. „Ich kannte das Museum noch gar nicht. Ich bin wirklich positiv überrascht“, verrät Barbara Winzer. Ideen wurden in der Diskussionsrunde bereits eifrig ausgetauscht.
Und auch die Führungen sind begehrt: Doris Blattner von der Grundschule am Fersenbruch hat direkt einen Termin festgemacht: „Meine Schüler sind im Moment sowieso im Ritterfieber. Die werden hier auch ihren Spaß haben – und natürlich viel lernen“.