Scholven.

Ob aus Butendorf, Bertlich oder Batenbrock: Aus allen Himmelsrichtungen ist der neue Fixpunkt der Stadt- und Revier-Silhouette deutlich zu erkennen.

Und das gleich doppelt. In der vergangenen Woche ging das erste Windrad auf der Halde Scholven ans Netz, seit Beginn dieser Woche steht auch die zweite Windkraftanlage zur Verfügung. Die kräftige Luftströmung in rund 240 Metern über der Feldhauser Straße hat die Windräder schon in Bewegung gesetzt und auf diese Weise dafür gesorgt, dass der erste vor Ort ökologisch erzeugte Strom in das Stromnetz der ELE eingespeist werden konnte.

Peter Efing, Sprecher des Energieversorgers, möchte nicht unbedingt von einem „Probebetrieb“ sprechen: „Aber etwa zehn bis 14 Tage wird es noch dauern, bis sich die beiden Windräder unter Volllast drehen.“ Bis dahin müssten noch einige Überprüfungen, Messungen und Sicherheitschecks vorgenommen werden. Gleichwohl habe man das selbst gesteckte Ziel, Ende September den ersten Wind-Strom zu erzeugen, erreicht. Efing: „Bei dem starken Wind, der dort oben weht, war es nicht immer leicht, die Montage der Einzelteile vorzunehmen.“ In der Zwischenzeit sind die sichtbaren Arbeiten fertiggestellt, hat der Monster-Autokran mit seinem bis zu 100 Meter langen Teleskoparm längst den Rückzug vom Haldenplateau angetreten.

Die beiden Windräder mit einem Rotordurchmesser von 82 Metern erzeugen jeweils 2,3 Megawatt Strom. Eine Menge, die den Jahresbedarf von 4000 bis 5000 Haushalten abdeckt. „Das entspricht so ungefähr der Größe des Stadtteils Scholven“, stellt Peter Efing den Vergleich auf. Schon in den ersten Tagen des Betriebs war zu erkennen: Die Windräder drehen sich nicht permanent, auch wenn die Böen es durchaus zuließen. Michael Dorn, bei der ELE zuständig für Vertrieb, Geschäftskunden und Systemlösungen: „Die Windräder drehen sich nicht nur in Abhängigkeit vom Wind, der dort oben weht. Je nach Sonnenstand, Schattenwurf und Geräuschpegel kann es sein, dass sich nur ein Windrad dreht oder beide nur mit verminderter Kraft.“

Der Strom wird in Generatoren erzeugt, die sich in den Maschinenhäusern auf der Spitze der beiden rund 100 Meter langen Betontürme drehen. Die Türme sind von innen für Wartungs- und Reparaturarbeiten zugänglich. Die Höhe kann komfortabel mit einem Aufzug überwunden werden, es stehen aber auch Treppen zur Verfügung, sollte es zu einem Ausfall kommen. Lange bevor die Betonröhren in die Höhe wuchsen, ging es in der Nähe des Süd-Turms in die Tiefe. Dort sorgte eine Spülbohrung dafür, dass auf kurzem Weg eine Verbindung zur Feldhauser Straße geschaffen werden konnte. Etwa in Höhe des Gipswerkes erfolgt die Überleitung des Öko-Stromes in das Versorgungsnetz der ELE. Sehr wahrscheinlich also, dass der Strom aus Scholven schon längst in Butendorf, Batenbrock oder Beckhausen angekommen ist.