Gelsenkirchen-Buer. .
„Das Hirn ist ja erst einmal nur eine graue Masse, in der es kaum Orientierungspunkte gibt.“ Dr. Uwe Wildförster weiß, wovon er spricht, hat er doch als Chefarzt der Neurochirurgie am Bergmannsheil Buer schon Hunderte von Schädeln geöffnet. Natürlich kann sich der erfahrene Arzt in den verschiedenen Hirnpartien orientieren, eine neue Technik-Generation sorgt aber jetzt für eine noch sicherere Navigation durch das Innere des Schädels. Rund 270 000 Euro wurden investiert, um mit absoluter Spitzentechnik die Operateure zu unterstützen.
Herzstück der Neuerung ist ein Navigationssystem, das im Prinzip die gleichen Aufgaben wie im Auto erfüllt: es weist den den richtigen Weg zum Ziel und bietet auch Ausweichrouten an – nur dass im Hirn die Wege komplizierter sind und es tatsächlich auf jeden Millimeter ankommt.
Fülle von Untersuchungen
Bevor ein Neurochirurg zur Tat schreitet, durchläuft der Patient, dessen Symptome zum Beispiel auf einen Hirntumor hinweisen, eine Fülle von Untersuchungen. Dabei werden mit verschiedenen Methoden, zum Beispiel Magnetresonanztomographie oder Computertomographie, Bilder des Hirns gemacht. Diese Bilder werden zum Neuro-Navigator übertragen, der so aus den verschiedenen Informationen individuell ein mehrdimensionales Modell des Hirns erstellt.
Mit diesem gespeicherten Abbild kann der Operateur schon vor dem eigentlichen Eingriff die Operation virtuell durchführen. „Dabei ist es möglich, Wege zum Tumor zu finden, die möglichst Beeinträchtigungen anderer Hirnpartien vermeiden oder auf ein Minimum reduzieren“, beschreibt Dr. Wildförster die Vorteile des neuen Neuro-Navigationssystems.
Auch bei der Operation selbst hilft das System dann, sich millimetergenau im Schädel zu orientieren und warnt, ganz wie im Auto, bei Abweichungen von der vorgeplanten Route.
Detaillierte Ansicht
So wie sich der Autofahrer nicht allein auf den Blick zum Bildschirm verlässt und auf die reale Straße schaut, muss auch der Neurochirurg eine möglichst detaillierte Ansicht seines Operationsgebietes haben. Dieser Blick wird jetzt am Bergmannsheil durch ein neues Operationsmikroskop geschärft, dass als das beste seiner Art gilt. So ist es unter anderem möglich, Hirntumore während des Eingriffs farblich sichtbar zu machen und sie so besonders sicher zu entfernen.
„Ziel jeder Operation ist es, den Tumor zu entfernen und dem Patienten ein Höchstmaß an Lebensqualität zu erhalten. Dabei gilt es, Partien die zum Beispiel den Bewegungsapparat, die Sprache oder das Sehvermögen steuern, möglichst nicht zu beeinträchtigen. Mit der neuen Technik wird es für den Operateur und für den Patienten sicherer, dass diese Ziele erreicht werden“, fasst Dr. Wildförster die Vorteile der neuen Technik zusammen und betont: „Letztendlich ist aber das Können des Operateurs entscheidend.“