Gelsenkirchen-Buer. . Ein Festakt in der Aula des Leibniz-Gymnasiums erinnerte an die Verleihung der Stadtrechte vor 100 Jahren.

Buer als Beispiel dafür, dass das Zusammenleben in einer Stadt mit zwei eigenständigen Zentren durchaus gelingen kann: Auf diesen versöhnlichen Nenner brachte Oberbürgermeister Frank Baranowski seine Rede am Abend im Leibniz-Gymnasium. Vor Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Vereinen und Verbänden erinnerte er an die Stadtrechte, die Buer vor 100 Jahren nach zähem Bemühen verliehen bekam.

„Gerade Buer war und ist in unserer Stadt immer ein Teil gewesen, mit dem sich die Bewohner besonders identifiziert haben. Und Buer hat sich seinen kleinteiligen Kern bewahren können“, sagte der OB, hob die besondere Lebens- und Wohnqualität in der Nordhälfte hervor und betonte die Nähe zum eigenen Zentrum wie die wenigen Schritte zum Grün. Diese bipolare Stadtstruktur stehe aber auch für das gesamte vielgestaltige Ruhrgebiet, eine große „Stadt“ mit 5,3 Millionen Einwohnern, die aber kein Moloch sei.

"Wir haben den Strukturwandel bewältigt"

Aufzuzeigen, dass der Weg zur Stadtwerdung und zur späteren friedlichen Koexistenz beider Stadthälften so verschlungen war wie einst die Emscher ungebändigt durch die Bruchlandschaft mäandrierte, war Aufgabe von Stefan Goch. In seinem Ritt durch die Geschichte Buers vom mittelalterlichen Kirchspiel zur industriellen Großstadt mit ausgesprochen kurzer Halbwertzeit machte er deutlich, dass vor allem die Zeiten vor und nach der Stadtwerdung mit Problemen behaftet waren. Dafür stehen zielloses Wachsen von Industrie und Stadt, soziale Verwerfungen, die der Bevölkerungszuwachs mit sich brachte, und auch die mangelnde Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.

Nur zehn Jahre nach der Stadtwerdung keimte die erste Idee zum Zusammenschluss mit Gelsenkirchen auf, 1928 wurde er vollzogen. Am Ende zog Goch eine positive Bilanz: „Wir haben den Strukturwandel bewältigt.“ Grund genug, endlich auch Buer und Gelsenkirchen gemeinsam zu feiern. Vielleicht 2028, genau 100 Jahre nach der Städte-Ehe, im grünen Umfeld einer renaturierten Emscher.