Gelsenkirchen-Buer. . Täter bekommen die Schlagzeilen, „über die Opfer spricht keiner“, beklagt Donald Pawellek vom Weißen Ring. Die Organisation hat seit nunmehr drei Wochen ein Büro im Polizeipräsidium in Gelsenkirchen-Buer. Das hat Seltenheitswert.
Immer wieder entbrennt die Diskussion, ob Deutschland eine Tätergesellschaft sei. „Über die Opfer spricht keiner“, beklagt auch Donald Pawellek von Weißen Ring in Gelsenkirchen. Doch das stimmt nicht ganz. Sein Verein nimmt sich der Opfer an. Und seit drei Wochen können die ehrenamtlichen Helfer das auch in einem Büro im Polizeipräsidium in Buer tun.
Donald Pawellek freut das sehr. Nicht nur weil der Weiße Ring Gelsenkirchen damit der einzige im Umkreis ist, der ein Büro hat. Sondern auch, weil der Draht zur Polizei damit räumlich kurz geworden ist. „Entweder werden die Opfer über das Internet auf uns aufmerksam, oder sie werden von der Polizei vermittelt“, so Pawellek, der mit seinem zehnköpfigen Team pro Jahr etwa 120 Opfer von vorsätzlichen Straftaten betreut. „Das geht vom Diebstahl bis zur Betreuung von Angehörigen von Mordopfern.“
Schwerpunkt ist die Betreuung
Dabei stehen gewisse Straftaten durch Art und Häufigkeit im Vordergrund. „Ein Schwerpunkt ist für uns die Betreuung von Opfern häuslicher Gewalt. Dieses Jahr ist aber auch ganz aktuell die Betreuung von Opfern eines Handtaschenraubs.“ Denn der kann gerade bei älteren Menschen schwerwiegende psychische Folgen haben. „Es bleibt ja oft nicht bei dem Raub. Die Opfer werden zu Boden gerissen, erleiden Verletzungen und haben danach Angst. Oder sie geraten in Not, weil die ohnehin kleine Rente nun weg ist. An dieser Stelle helfen wir den Menschen. “
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Donald Pawellek und seinem Team ist die Betreuung von Stalking-Opfern. Zwar gebe es mittlerweile einen Paragrafen der die strafrechtliche Verfolgung regelt, „der wird aber mangelhaft angewendet“, weiß der Außenstellenleiter. „Es wird bei den Ämtern vieles heruntergespielt.“
Bedarf ein Opfer anwaltlicher Beratung, kann diese aber nicht bezahlen, hilft der Weiße Ring mit einem Beratungs-Scheck aus. Der hat einen Wert von 150 Euro. „Wenn Chancen bestehen, zu gewinnen, werden die Kosten vom Weißen Ring weiter getragen.“ Auch Beratungs-Schecks für psychologische Beratung gibt die Opferschutzvereinigung zuweilen aus. Zwar zahlt in den meisten Fällen die Krankenkasse eine solche Betreuung, gilt aber ein Patient als „austherapiert“, ermögliche manchmal der Weiße Ring eine Weiterbehandlung.
Verständnis für die Mitmenschen
Besonders wichtig an seinem Ehrenamt, das weiß Donald Pawellek, ist das Verständnis für die Mitmenschen. „Wenn sie zum öffentlichen Amt gehen, sind sie ja nur eine Nummer. Und die Mitarbeiter sind ja nicht geschult. Im Gegensatz zu unseren Helfern, die alle ein Grundseminar und ein Aufbauseminar absolviert haben müssen.“ Denn die Gruppe setzt sich aus Menschen aller Berufsgruppen zusammen. Donald Pawellek selbst kommt aus dem Bergbau. „Aber wir haben auch Lehrer dabei, Postangestellte und Psychologen“, so der 51-Jährige.
Das neue Büro im Herzen von Buer sieht er als ganz große Chance, fortan noch mehr Menschen zu erreichen. „Wir betreuen nur einen Bruchteil der Opfer. Die Zahl der Delikte in der Stadt ist wesentlich höher. Und wir möchten in Zukunft allen Opfern von vorsätzlichen Straftaten unsere Hilfe anbieten können.“