Gelsenkirchen-Buer/Erle. . Die Zahl der “späten Mütter“ nimmt stetig zu. Victoria Jonas und Andrea Bluhm aus Gelsenkirchen waren bei der Geburt ihrer Töchter 41 Jahre alt. Probleme während der Schwangeschaft gab es bei beiden. Zu alt für ein Baby fühlen sie sich nicht.

Weiblich, verheiratet, etabliert sind sie und, nun ja, etwas spät dran, zumindest was das Kinder-Bekommen angeht: Victoria Jonas aus Buer und Andrea Bluhm aus Erle waren 41 bei der Geburt ihrer Babys. Also Spätgebärende, gar Risikoschwangere, „späte Mütter“ eben. Exotisch fühlen sie sich aber nicht. Kunststück, nimmt die Zahl der „späten Mütter“ doch langsam, aber stetig zu.

„Alt, nein, alt fühle ich mich nicht“, sagt Victoria Jonas lachend und drückt Tochter Lily (zehn Monate) an sich. „Es gibt viele ältere Mütter in meinem Bekanntenkreis.“ Angst, der Herausforderung Baby körperlich und geistig nicht gewachsen zu sein, hatte die beim Arbeitgeberverband beschäftigte Juristin nie.

Plötzlicher Wunsch

Dabei hatte sie der plötzliche Wunsch nach einem Kind selbst überrascht. „Als mein Chef erzählte, dass er Vater wird, hat mir das einen Stich versetzt. Mir wurde auf einmal bewusst, dass ich auch ein Baby wollte. Damit hätte ich nie gerechnet“, erzählt sie.

Ihr Mann Achim (52), Chemielaborant, aber auch nicht. Er brauchte Bedenkzeit, bis er grünes Licht gab - unter Bedingungen: „Eine Hormontherapie lehnte er ab, und er wollte drei Jahre Elternzeit nehmen“, so Victoria Jonas. Die „späte“ Elternschaft sei kein Thema gewesen, „auch wenn wir 60/70-jährig sein werden, wenn Lily Abi macht“.

Erst als die Juristin kurze Zeit später schwanger war und erste Untersuchungen anstanden, wurde der Bueranerin klar (gemacht), dass sie als Spätgebärende ein erhöhtes Risiko für ein behindertes Kind mitbringt. Ob auch die verfrühten Wehen und der Fruchtblasensprung in der 32. Schwangerschaftswoche samt Notkaiserschnitt auf ihr Alter zurückzuführen waren - Victoria Jonas weiß es nicht.

Angst kennt kein Alter

Und Angst kennt ohnehin kein Alter: Lily war 1625 g leicht, musste zwei Tage beatmet werden, nachdem sie geholt worden war. „Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt. Aber sie hat’s geschafft und sich großartig entwickelt“, schwärmt die Bueranerin und kitzelt Lily am Bauch, bis sie gluckst.

Den Hang zum Glucken nimmt sie an sich nicht wahr. „Ich kann Lily auch mal abgeben. Nur ängstlicher bin ich geworden. Als sie nachts mal eine verstopfte Erkältungsnase hatte, habe ich allen Ernstes auf der Intensivstation angerufen und um Rat gefragt“, erzählt sie fast verlegen.

Nicht nur Kinderlieder singen

Über-Bemuttern? Das ist auch Andrea Bluhms (41) Sache nicht. Baby Luisa (acht Monate) muss sich durchaus mal allein beschäftigen. Ohnehin mochte die Kauffrau für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft nicht ihre Hobbys Sport und Schalke aufgeben. „Man muss auch als Mutter mal raus kommen und kann nicht immer nur Kinderlieder singen“, sagt sie.

Sie und ihr zweiter Mann Dietmar (49), ein Techniker, hatten die Hoffnung auf Nachwuchs aufgegeben. „Also wollten wir reisen - und dann bin ich schwanger geworden.“ Luisa kam nach einem Fruchtblasensprung per Notkaiserschnitt rund sechs Wochen zu früh zur Welt: ein Leichtgewicht von 1735 g, das zu Hause leicht zu betreuen war. „Zu anstrengend für mein Alter“: Dieser Satz kommt Andrea Bluhm nicht über die Lippen. Im Gegenteil: Als Mutter lebenserfahrener zu sein, empfindet sie als Vorteil. „Ich habe mich als junge Frau ausgetobt und jetzt nicht mehr das Gefühl, etwas zu verpassen. Vor 15 Jahren hätte ich mich noch nicht bereit für ein Baby gefühlt.“ Sicher, im Pekip-Kurs sind die anderen Frauen jünger, und einer ihrer Bekannten ist vor Kurzem 40-jährig Opa geworden. „Ich hoffe aber nicht, dass ich später für Luisas Oma gehalten werde. Schließlich fühle ich mich jung genug.“