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Sandra Maischberger hat es vorgemacht, US-Schauspielerin Halle Berry auch und Pop-Ikone Madonna sowieso. Mutter werden mit über 40 Jahren.

Die frühere RTL-Moderatorin Bärbel Schäfer be­kam ihr zweites Kind mit 44, US-Schauspielerin Holly Hun­ter brachte mit 47 Zwillinge zur Welt. Spät noch Nachwuchs zu bekommen, liegt absolut im Trend. Hollywood sorgte dafür, dass es gesellschaftsfähig wurde.

Die einen sind beruflich noch nicht angekommen, ha­ben eine lange Berufsausbildung hinter sich, hangeln sich von einem befristeten Job zum nächsten. Die anderen haben noch nicht den richtigen Partner gefunden oder wollen einfach erst einmal leben. Sandra Maischberger etwa, die Mo­deratorin wird in der Bunten so zitiert: „Ich wollte reisen, wollte unabhängig sein. Aber der Gedanke, Kinder zu ha­ben, war von Anfang an da.“

Vor allem hoch qualifizierte Frauen schieben ihren Kinderwunsch lange vor sich her. Weil sie beruflich erst einmal Fuß fassen wollen und fürchten, keine geeignete Betreuung zu finden. „Das Klima in den Betrieben ist tatsächlich nicht so, dass gut ausgebildete Fachkräfte sich motiviert se­hen, eine Familie zu gründen“, sagt Hildegard Kaluza vom NRW-Familienministerium. Zudem hätte sich das Männerbild gewandelt, partnerschaftliche Familienmodelle setzten sich jedoch erst langsam durch. Man mühe sich jedoch darum, durch eine bessere Un­ter-Dreijährigen-Betreuung für Familien bessere Bedingungen zu schaffen.

28 226 Kinder wurden 2009 zur Welt gebracht, deren Mütter über 40 Jahre und älter wa­ren. Vor dreißig, ja vor zwanzig Jahren hätten sie gesellschaftlich vor allem mit einem rechnen müssen, mit Mitleid: Über 40, und dann noch ein Kind! Denn nach überkommenem Denkschema war man da längst „aus dem Gröbsten raus“.

Mögen die Ursache für den spät verwirklichten Kinderwunsch also berufliche Zwänge sein oder Selbstverwirklichung, oft ist das in späteren Jahren geborene Baby ein wirkliches Wunschkind. Lang ersehnt und manchmal mit medizinischer Unterstützung auf den Weg gebracht. Risikoschwangerschaften sind sie allemal. Denn für Schwangere über 35 Jahre steigt das Risiko, ein behindertes Kind zu be­kommen, deutlich an. Allein die Gefahr von Trisomie 21, dem Down-Syndrom, wächst immens. Bei 40- bis 45-jährigen Müttern soll es schon bei eins zu fünfzig liegen.

Und ist eine junge Mutter nicht auch die bessere? Experten sind davon überzeugt, dass sie vielleicht agiler sein mag, aber die lebenserfahrene, äl­te­re habe mehr Gelassenheit und Ruhe, was dem Kind zugute komme. „Späte Mütter ha­ben viel Zeit gehabt zu leben, zu feiern, haben nicht das Ge­fühl, etwas zu verpassen“, sagt Paula Honkanen-Schoberth, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes.

Adriana Iliescu, die älteste Mutter der Welt, war übrigens 66 Jahre, als sie 2005 ihre Tochter zur Welt brachte. So verschieben sich Tabus.