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Deutschlands Frauen bekommen ihre Kinder immer häufiger jenseits ihres 40. Le­bensjahres. Die Zahl dieser Spätgebärenden hat sich seit dem Jahr 2000 nahezu ­ver­doppelt.

28 226 waren 2009 gezählt worden gegenüber 15 933 im Jahr 2000. „Nach den späten Vätern ­kommen nun die späten ­Mütter“, stellt denn auch der Münchener Pä­dagoge Wassi­lios Fthenakis fest.

Die lange Ausbildung, der verzögerte Berufseinstieg und veränderte Partnerschafts­mo­delle sorgen bereits seit Jahrzehnten dafür, dass Erstgebärende immer älter sind. Doch nun scheint es zunehmend ge­sellschaftlich akzeptiert zu sein, Kinder auch dann noch zu bekommen, wenn die so genannte zweite Lebenshälfte beginnt. Auch in Nordrhein-Westfalen schlägt sich das in Zahlen nieder. 5917 Frauen waren bei der Geburt 40 bis 45 Jahre alt, gegenüber 2279 im Jahr 1991. 240 Mütter waren sogar jenseits der 45.

Hollywood macht’s vor

Hollywood und einige prominente deutsche Frauen ha­ben es vorgemacht, längst ist daraus ein Trend geworden. Die frühere RTL-Moderatorin Bärbel Schäfer be­kam ihr zweites Kind mit 44, US-Schauspielerin Holly Hun­ter brachte mit 47 Zwillinge zur Welt. Auch Sandra Maischberger, Schauspielerin Halle Barry und Pop-Ikone waren 40 Jahre oder älter, als sich Nachwuchs zur Welt brachten. Sandra Maischberger etwa, die Mo­deratorin wird in der Bunten so zitiert: „Ich wollte reisen, wollte unabhängig sein. Aber der Gedanke, Kinder zu ha­ben, war von Anfang an da.“

Den Kindern schadet es nicht, da sind sich Experten einig. „Grundsätzlich ist das nicht eine Frage des Alters, sondern der Haltung und der Freude über das Kind“, sagt Paula Honkanen-Schoberth, die Geschäftsführerin des Deut­schen Kinderschutz­bun­des.

Im Gegenteil, Frauen über 40 hätten mehr Gelassenheit und Lebenserfahrung, was wiederum den Kindern zugute komme.

Der späte Kinderwunsch bedeutet immer eine Risikoschwangerschaft

Für Kinder spiele das Alter der Eltern keine Rolle, sagt denn auch Wassilios Fthenakis. Der Vorteil älterer Eltern sei, dass sie beruflich wie ­privat gut etabliert seien und persönlich reifer. Schwierig werde es allenfalls, wenn es zu sozialen Stigmatisierungen komme. Etwa bei späten Vä­tern, die ihre Kinder am Kindergarten abholten und als Opa eingeordnet würden. „Bei Frauen gibt es da eine biologische Grenze. Ausgrenzungen dieser Art beginnen bei ihnen eher ab 50“, so Fthenakis.

Auch im nordrhein-westfä­lischen Familienministerium wird der Trend zum langen Verschieben des Kinderwunsches durchaus gesehen. Man arbeite an den Rahmenbedingungen wie besserer Kinderbetreuung und familienfreund­licherem Klima in Betrieben.

Mögen die Ursache für den spät verwirklichten Kinderwunsch also berufliche Zwänge sein oder Selbstverwirklichung, oft ist das in späteren Jahren geborene Baby ein wirkliches Wunschkind. Lang ersehnt und manchmal mit medizinischer Unterstützung auf den Weg gebracht. Risikoschwangerschaften sind sie allemal. Denn für Schwangere über 35 Jahre steigt das Risiko, ein behindertes Kind zu be­kommen, deutlich an. Allein die Gefahr von Trisomie 21, dem Down-Syndrom, wächst immens. Bei 40- bis 45-jährigen Müttern soll es schon bei eins zu fünfzig liegen.