Gelsenkirchen-Erle. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) veranstaltete jetzt im Emscherbruch einen Frühjahrsputz, um dem Sandlaufkäfer ein artgerechtes Lebensumfeld zu bieten. Es ist zwar in Hörweite der Willy-Brandt-Allee, aber dennoch ideal für den Krabbler.
Unscheinbar sieht die Fläche aus, die die Naturschutzjugend im Emscherbruch beackert. Auf den ersten Blick ist es kaum zu glauben, dass das etwas Besonderes sein soll. Doch es ist eine Siedungsfläche für den in Deutschland seltenen Sandlaufkäfer. Eine Lichtung, von flachem Gestrüpp bewachsen, unweit der Grimberger Sichel, in Hörweite der Willy-Brandt-Allee: Trotzdem bietet das Areal dem Sandlaufkäfer einen idealen Lebensraum, nach Schätzungen des Nabu sogar die einzige im Stadtgebiet, auf dem der unscheinbare Jäger überhaupt leben kann.
„Der Sandlaufkäfer ist eben ein richtiger Sonnenliebhaber und lebt auf trockenen Böden. Darum entfernen wir hier die übrigen Sträucher und lockern den Boden an der Oberfläche auf“, erklärt Nadine Rattay vom Nabu, die den Kindern kräftig zur Hand geht.
Sieben Kinder im Einsatz
Insgesamt sieben Kinder sind es, die sich an diesem Tag für den Erhalt der seltenen Käferart einsetzen. Bewaffnet mit Schaufeln, Harken und Krallen versuchen sie, die Fläche her zu richten. Mit kräftigen Stößen rammen sie ihre Werkzeuge in die Erde – gar nicht so leicht bei knackigem Frost.
Alle paar Minuten kommt ein Radfahrer oder Jogger vorbei und so mancher staunt nicht schlecht beim Anblick der Kleinen. Die großen Nabu-Banner zeigen ihnen aber sofort, worum es geht. „Der Frost macht es für uns natürlich schwerer, die Erde ist komplett gefroren. Aber dann brauchen wir eben ein bisschen mehr Muskeln heute, macht auch nichts“, meint Nadine Rattay zum Wetter.
Schon seit einigen Jahren trifft der Nabu sich an dieser Stelle im Emscherbruch zu Jahresanfang. Die offizielle Patenschaft über die Fläche hat der Verein zwar - im Gegensatz zu einer Obstbaumwiese im Stadtsüden zum Beispiel - nicht, dafür aber mittlerweile einiges an Erfahrung. So fehlt es den Helfern natürlich auch nicht an Getränken und Knabbereien für diesen Tag. Klebte das Thermometer nicht eisern bei den Minusgraden fest, es könnte fast sowas Picknickatmosphäre aufkommen.
Gewiefter Räuber
Und während die Kinder noch ihre letzten Harkenzüge für diesen Tag machen, sehen sich die Erwachsenen Helfer am Wegesrand Bilder des fraglichen Käfers an. Mit seinem leicht metallisch glänzenden Panzer macht er optisch sogar für den Laien etwas her. Dabei sollte sich der Beobachter des Käfers aber nicht täuschen lassen, denn der Sandlaufkäfer ist ein gewiefter Räuber. Schon die Larven lauern in ihren Röhrengängen – die im Sommer auf diesem Areal auch gut sichtbar sind – und schnappen nach anderen kleinen Insekten. Bei ihrer Jagd erreichen die Tiere dabei erstaunliche Geschwindigkeiten, auf sehr kurze Distanzen könnten sie es sogar bald mit einem Leopard aufnehmen.
Irgendwann ist es dann genug. „Nach zwei Stunden reicht uns die Arbeit hier für einen Tag. Die Luft ist so langsam raus, den Kindern wird kalt“, kündigt Nadine Rattay das Ende an. An einem anderen Tag will man sich wieder treffen und weitermachen, aber für heute ist es genug.