Das Areal des ehemaligen Freibad Grimberg ist einen Ausflug wert - auch bei schlechtem Wetter. Von hier aus gelangen Besucher durch eine Wüste im Sandkastenformat zu einer Sumpflandschaft. ...

Ein Feuchtbiotop, in dem sich viele Amphibien angesiedelt haben: Das ehemalige Areal des Freibad Grimberg Fotos: WAZ, Cornelia Fischer
Ein Feuchtbiotop, in dem sich viele Amphibien angesiedelt haben: Das ehemalige Areal des Freibad Grimberg Fotos: WAZ, Cornelia Fischer © Cornelia Fischer

... Und begegnen dabei den Tieren und Pflanzen dieser unterschiedlichen Lebensräume WAZ SERIE NATÜRLICH! GELSENKIRCHEN Knallte früher draußen die Sonne, strömten die Menschen ins Freibad Grimberg. Als das vor 25 Jahren seine Pforten schloss, glich man den Ort am Rand des Emscherbruchs seiner natürlichen Umgebung an. "Die Schwimmbecken wurden zugekippt, das Gelände neu bepflanzt und teilweise aufgeforstet", sagt Michael Godau und zeigt in Richtung einiger Pappeln.

Heute ist das ehemalige Freibadareal auch bei schlechtem Wetter ein Ausflugsziel. Von hier aus gelangen Besucher durch eine Wüste im Sandkastenformat zu einer Sumpflandschaft. Und begegnen dabei den Tieren und Pflanzen dieser unterschiedlichen Lebensräume.

"Wenn die Sonne scheint, herrscht hier ein einziges Gebrumme", erklärt Michael Godau auf der kleinen Sandfläche, die die früher mäandrierende Emscher hier abgelagert hat. Die kleine Lichtung ist sonst ein Tummelplatz für Sandbienen und Sandlaufkäfer. Aber der Himmel sieht nach Regen aus. "Die verstecken sich jetzt im Gras", vermutet der Geologe. Die vielen kleinen Löcher im Sand - Wohnröhren, in denen die Insekten ihre Larven ablegen - sind verwaist. Neben den bleistiftdicken Tunneln liegt etwas, das aussieht wie Zitronentee-Granulat. "Das ist der Aushub", beschreibt Godau die mal mehr, mal weniger dunkle Substanz. Stellenweise hat der Wald Humusboden in den Sand gespült.

Die Sandfläche ist wie die Heide eine Kulturlandschaft. Die NAJU (Naturschutzjugend Deutschland) ist Pate der Mini-Wüste und trägt regelmäßig die Oberfläche ab. Michael Godaus Blick fällt auf eine Gruppe hüfthoher Disteln. "Wenn die hier schon wachsen, ist es höchste Zeit, etwas zu tun", runzelt er die Stirn. Auch der Vogelfuß, die Haferschmiele, das Sandvergissmeinnicht und die kleinen Birken werden der nächsten Reinigung zum Opfer fallen.

"Für viele ist der Sand ein Hundeklo", bemängelt der Experte, "dabei ist das hier besonders fatal". Die Nährstoffeinträge wirken sich negativ auf die Vegetation aus. Auch für die Tierwelt im Emscherbruch sind freilaufende Hunde gefährlich. Oft scheuchen sie Rehe auf, die dann auf die Straße und vor Autos laufen. "Die Rehe dezimieren sich selbst, deshalb werden sie nicht bejagt", erklärt Godau. Nur ein Teil des Landschaftsschutzgebiets Emscherbruch ist auch Naturschutzgebiet. In den vereinzelten landwirtschaftlichen Flächen sieht der Geologe kein Problem: "Die Strukturvielfalt zeichnet diesen Raum aus. Deshalb ist er auch so artenreich."

Die ersten Regentropfen fallen. Über die Emscher geht es vorbei an Eichen, wildem Hopfen, den leuchtend roten Früchten der Eberesche und der teilweise renaturierten Zentraldeponie. Ein paar Krähen sitzen dort. In der Ferne lacht ein Grünspecht. "Bis vor drei Jahren kam auch Hausmüll auf die Deponie", erinnert sich Michael Godau. "Besonders im Winter kreisten Möwen und Krähen zu tausenden über die Anlage."

Auch ein paar Greifvögel seien dabei gewesen. Heute jagen Mäusebussarde, Sperber, Habichte, Turm-, Baum- und Wanderfalken das ganze Jahr über Mäuse, Kaninchen und Kleinvögel.

Der heftige Regen macht dem Graureiher nichts aus. Er fliegt ein paar Meter und landet zwischen den Rohrkolben am Teichufer. Vor 15 Jahren ist das Bergsenkungsgebiet mit Grundwasser vollgelaufen. Michael Godau nennt es "El Dorado für Amphibien". Auf dem Rückweg reckt eine Gruppe Kanadagänse ihre Köpfe zum Abschied aus dem kniehohen Gras. Und auch der Grünspecht lacht nochmal.

Von den Sandbienen und Sandlaufkäfern ist immer noch nichts zu sehen. Vielleicht demnächst, wenn die Sonne wieder knallt.