Herten-Westerholt. . Die Martin-Luther-Hauptschule ist im bundesweiten Wettbewerb “Starke Schule“ für herausragende Berufsqualifizierung ausgezeichnet worden. Die Schule hat kaum noch freie Plätze. Ein Beispiel für die Praxisnähe: “Betrieb und Schule“-Klassen.
Die Martin-Luther-Schule in Herten ist von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung als „Starke Schule“ für herausragende Berufsqualifizierung ausgezeichnet worden. Die Schule erzielte den fünften Platz. Bundesweit beteiligten sich über 600 Hauptschulen an dem Wettbewerb, darunter 101 Schulen aus Nordrhein-Westfalen. Schulleiter Hermann Kuhl (54) freut sich sehr, mit Betonung auf sehr: „Wer im größten Bundesland den fünften Platz belegt hat, arbeitet gut.“
Hauptschule ist gleich Restschule. Den Satz hört Schulleiter Hermann Kuhl gebetsmühlenartig – und widerlegt ihn genauso regelmäßig. Die Martin-Luther-Schule hat mit 365 Schülerinnen und Schülern die Kapazitätsgrenze erreicht. „Noch zehn Schüler, dann ist die Schule voll“, sagt Kuhl. Ursache seien die Erfolge „seiner“ Schülerinnen und Schüler, die Integrationsarbeit, der Fächerkanon, das gepflegte Erscheinungsbild der Schule.....
Lernen durch Praxis
Auch wie anderswo stimmen in Herten die Eltern mit den Füßen ab. „Aber wenn Eltern wissen, dass ihre Kinder eine Perspektive kriegen, kommen sie auch und melden ihre Kinder an.“ Die Perspektive ist vor allem die: Nicht „hartzen“, sondern eine Lehrstelle. 60 Prozent der Schulabgänger der Martin-Luther-Schule bekommen einen Ausbildungsplatz. Mit Fug und Recht könne er behaupten, dass „wir den höchsten Prozentsatz von Lehrabschlüssen im Kreis Recklinghausen haben“, sagt der Schulleiter.
Wie schafft die Schule das? „Wir arbeiten hochintegrativ.“ Kuhl führt als Beispiel die BuS-Klasse an. BuS heißt „Betrieb und Schule“. Lernen durch Praxis - das kommt vor allem den Jungen zugute. Jugendliche im letzten Pflichtschuljahr, die die Schule ohne Perspektiven für ihre berufliche Zukunft verlassen würden, haben in dieser Klasse eine zweite Chance. Dank der BuS-Klasse habe ein Schüler mit Migrationshintergrund den 10 a-Abschluss, die Fachoberschulreife geschafft und stehe jetzt im Abitur. „Wäre er von Anfang an zu einer Realschule oder einem Gymnasium gegangen, wäre er wahrscheinlich gescheitert.“
Ins Berufsleben begleiten
Der Integrationsauftrag ist für die Martin-Luther-Schule vor allem Bildungsauftrag. Schon Fünftklässler haben elf Wochenstunden Deutschunterricht. „Wer vernünftig Deutsch spricht, kann vernünftige Bewerbungen schreiben und hat Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Kuhl.
Für das Engagement der Schule, den Übergang der Jugendlichen von der Schule in das Berufsleben so gut wie möglich vorzubereiten und zu begleiten, hat die Hauptschule im vergangenen Jahr das Berufssiegel der Industrie- und Handelskammer Essen bekommen. Er hoffe, dass das Siegel in zwei Jahren erneuert werden kann, sagt Kuhl.
„Die Schulen und ihre Lehrkräfte leisten großartige Arbeit“, sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann bei der Preisverleihung. Schulleiter Kuhl hat das gefreut. 365 Schüler auch.