Horst. .

Schneeschippen ist dieser Tage ein Knochenjob. Und bei Gelsendienste auch Arbeit für drei Frauen. Sabrina Karwata aus Horst zählt zu denjenigen, die derzeit Zehnstundenschichten schieben, um Matsch und Glatteis von den Straßen zu entfernen.

Gut, im Vatikan sind sie nicht anzutreffen, aber sonst holen Frauen auf: Es gibt sie in Vorstandsetagen, im Kanzleramt - und bei den Schneeräumern von Gelsendienste. Sabrina Karwata aus Horst zählt zu den Kräften, die in diesen Tagen Acht- bis Zehnstundenschichten schieben, um Matsch und Glatteis auf Straßen und Gehwegen Herr, Verzeihung: Frau zu werden.

Ganz allein unter rund 400 Männern ist die 24-Jährige dabei nicht: Zwei weitere Frauen beschäftigt Gelsendienste in Sachen Schnee-Räumen bei den Fußtruppen. Sonderrechte beansprucht Sabrina Karwata deshalb aber nicht. „Wir Frauen wollen doch immer die Gleichberechtigung. Also erledige ich die gleiche Arbeit wie meine männlichen Kollegen für das gleiche Geld“, macht sie kein Aufhebens darum, einer Minderheit anzugehören.

Seit rund einem Jahr arbeitet die gelernte Garten- und Landschaftsgärtnerin mit täglich zwei, drei männlichen Kollegen „auf“ einem Kehricht-Sammel-Wagen, wie es im Fachjargon heißt. „Stadtbildpflege“ lautet ihr Auftrag, sprich: von Frühjahr bis Herbst jätet sie auf öffentlichen Flächen Unkraut, sammelt Laub, leert Papierkörbe - und im Winter ist eben Schneeräumen angesagt in „ihrem“ Bezirk, der Obererle, Buer, Beckhausen mit Sutum und Schaffrath sowie Horst umfasst.

"Dass es in diesem Jahr noch heftiger schneit, hatten wir nicht erwartet"

„Eigentlich hatten wir nach den Schneemassen des letzten Winters gedacht, das Schlimmste überstanden zu haben. Dass es in diesem Jahr noch heftiger wird, hätten wir nicht erwartet“, berichtet sie etwas erschöpft, denn die Weihnachtswochenend-Schichten stecken ihr noch in den Knochen. Heiligabend um 4 Uhr, ersten und zweiten Feiertag um 6 Uhr ist sie zum Dienstbeginn auf dem Gelsendienste-Betriebshof an der Adenauerallee angetreten, Minustemperaturen hin oder her. T-Shirt und Rolli unter dem Fleece-Pullover, lange Unterhose und Jeans unter der orangefarbenen Warnkleidung schützen schließlich nur bedingt vor der Kälte.

Das Salz wird knapp

Der fünfjährige Joshua freut sich über einen kleinen Rodelhang im Diesingweg.
Der fünfjährige Joshua freut sich über einen kleinen Rodelhang im Diesingweg. © WAZ FotoPool
Vor der Kanalbrücke auf der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen bilden sich  immer wieder Staus, weil LKWs wegen der vereisten Fahrbahn die Steigung nicht bewältigen können und am Fuß der Brücke eine Spur blockieren.
Vor der Kanalbrücke auf der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen bilden sich immer wieder Staus, weil LKWs wegen der vereisten Fahrbahn die Steigung nicht bewältigen können und am Fuß der Brücke eine Spur blockieren. © WAZ FotoPool
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Wegen der teils verreisten und von festgefahrenem Schnee überzogenen Straßen setzte  manch Autofahrer auf Schneeketten.
Wegen der teils verreisten und von festgefahrenem Schnee überzogenen Straßen setzte manch Autofahrer auf Schneeketten. © WAZ FotoPool
Allmählich geht der Salzvorrat im Lager der Gelsendienste am Junkerweg in Gelsenkirchen zur Neige. Nur noch rund 70 Tonnen lagern hier.
Allmählich geht der Salzvorrat im Lager der Gelsendienste am Junkerweg in Gelsenkirchen zur Neige. Nur noch rund 70 Tonnen lagern hier. © WAZ FotoPool
Betriebsleiter Eckard Puzicha scheint das weiße Gold, das so begehrt ist in diesem frühen Winter, geradezu durch die Finger zu rinnen.
Betriebsleiter Eckard Puzicha scheint das weiße Gold, das so begehrt ist in diesem frühen Winter, geradezu durch die Finger zu rinnen. © WAZ FotoPool
Für Ärger sorgt immer wieder das rutschige Straßenpflaster auf der Bahnhofstraße in Gelsenkirchen.
Für Ärger sorgt immer wieder das rutschige Straßenpflaster auf der Bahnhofstraße in Gelsenkirchen. © WAZ FotoPool
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Die schönen Seiten des Winters: Impression bei Eis und Schnee am Haus Leithe am Junkerweg.
Die schönen Seiten des Winters: Impression bei Eis und Schnee am Haus Leithe am Junkerweg. © WAZ FotoPool
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Eine Schubkarre lehnt an einer vermosten Gebäudewand.
Eine Schubkarre lehnt an einer vermosten Gebäudewand. © WAZ FotoPool
Tief verschneit zeigt sich die Natur wie hier im Lohmühlenpark in Buer
Tief verschneit zeigt sich die Natur wie hier im Lohmühlenpark in Buer © WAZ FotoPool
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Anwohner aus dem Diesingweg in Buer gönnen sich nach dem strapaziösen Schneeschieben am Morgen ein kleines Sektfrühstück auf der Straße.
Anwohner aus dem Diesingweg in Buer gönnen sich nach dem strapaziösen Schneeschieben am Morgen ein kleines Sektfrühstück auf der Straße. © WAZ FotoPool
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„Wir arbeiten uns warm“, sagt sie schlicht und zieht sich lachend die Mütze über den langen dunkelblonden Haaren zurecht. „Das geht ganz schnell, wenn der Schnee so hoch liegt.“ Problematisch sei weniger die frisch gefallene weiße Pracht als vielmehr der angetaute und zur Eisdecke gefrorene Schnee(matsch). „Da kommt man mit dem Schieber nicht weit“, hat sie schmerzhaft feststellen müssen. Ihr Experten-Tipp: „Die Eisdecke mit einer Unkrautharke aufpicken, dann geht’s leichter.“

Der Körper gewöhnt sich an die Anstrengung

Dem Muskelkater in Armen und Schultern war sie jedoch als Schneeräum-Profi genauso ausgesetzt wie alle, die sich schimpfend durch das Weiß schippen, um ihre Grundstücke nicht zur Schlinderbahn werden zu lassen. „In der ersten Zeit war ich abends so müde, dass ich fast mit der Nase ins Essen gefallen wäre; erst recht, wenn ich um 2.30 Uhr aufgestanden war. Aber jetzt geht’s. Der Körper hat sich daran gewöhnt, und die Arme tun auch nicht mehr so weh“, erzählt die Horsterin.

Nehmer-Qualitäten: Sie sind wohl Voraussetzung in einer Männerdomäne, wo harte Arbeit mit rauem Ton einhergeht. „Hier geht’s schon lustig zu. Aber ich fühl' mich sauwohl in der Truppe“, lässt sie nichts auf „ihre“ Männer kommen. „Die Stimmung ist gut; da macht mir das Schneeschippen nicht so viel aus.“