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„Banditen wie wir“ ist mehr als eine Kneipe - seit vier Jahren bietet das „Wohnzimmer“ der Cäcilien-Straße Freigeistern ein Zuhause. Die Wurzeln werden nicht verhehlt: Noch immer erinnern Kamin und Stuckdecke an die Rotlicht-Geschichte des Lokals.

Unter dem Boden zeugen zwei eng umschlungene Flamingos als Intarsien im alten Schwingparkett noch von der Vergangenheit. Wo jetzt Studenten und Kreative über Gott und die Welt philosophieren, standen sich in den 50er-Jahren im Freudenhaus „Bei Christel“ die Freier die Füße platt. Die Bar „Banditen wie wir“ ist ein Beispiel für den Szene-Wandel, den Rüttenscheid vom Isenbergplatz bis zur Alfredstraße in den vergangenen fünf Jahren durchlebt hat.

Damals ist Gabriel Gedenk noch Student der Sozialpädagogik und Kommunikationswissenschaften. Für einen guten Freund übernimmt er zeitweise die Geschäftsführung der „Zweibar“ auf der Rüttenscheider Straße. Darin blüht der heute 31-Jährige so sehr auf, dass er 2006 beschließt, eine eigene Bar zu eröffnen. Zur Seite steht ihm dabei Freundin Stella Sotgia, die dem Kind schließlich auch einen Namen gibt: „Banditen“ ist nämlich ursprünglich ein Begriff aus ihrer Heimat Sardinien.

Ein Platz zum Wohlfühlen

Die beiden wollen keine „durchgestylte Szenebar“, sondern einen Platz zum Wohlfühlen schaffen. Der alte Kamin und die Stuck-Decke - ebenfalls Relikte aus der Rotlicht-Historie des Lokals - sowie viele liebevoll zusammengewürfelte Möbel vom Flohmarkt und die unverputzten Wände erinnern tatsächlich eher an ein Wohnzimmer als an eine Kneipe. Als solche lässt sich die Banditen-Bar aber ohnehin nur schwer bezeichnen. Denn neben der Gastronomie nahm von Beginn an Kreativität einen großen Platz an der Cäcilienstraße ein.

„Wir nutzen die Räume auch für Ausstellungen. Unter anderem hatten wir bereits Dave the Chimp hier, der damals als erster Künstler Vans-Schuhe entworfen hat“, erinnert sich Gedenk. Auch Streetart-Künstler Hans Nomad stellte seine Werke bereits in der Banditen-Bar aus. Doch auch darüber hinaus ist es vor allem der Freigeist, der der Banditen-Bar ihre Seele verleiht. Von abgefahrenen Ideen wie dem Jogginghosentag bis hin zum Banditenball, der einmal jährlich im Grillo gefeiert wird - Gabriel Gedenk und Stella Sotgia lassen sich gerne etwas Neues einfallen. Dabei ist den beiden auch die persönliche Bindung zu ihren Stammgästen wichtig. Deswegen erscheint jeden Monat ein neues Motiv mit professionellen Fotos des Stammpublikums im Postkartenformat. Stammkunde Tobias wurde sogar ein Getränk gewidmet: „To’s Hausmedizin“, deren gesundheitsfördernde Wirkung bezweifelt werden darf.

Diese ungewöhnliche Arznei darf demnächst sogar unter freiem Himmel eingenommen werden: Mit dem Okay der Bezirksvertretung plant Gabriel Gedenk nämlich den kleinsten Biergarten der Stadt - auf 90 Zentimetern Bürgersteig. Bei Banditen zählt schließlich die innere Größe.