Essen. .
Dort einen Platz zu ergattern ist nicht einfach: Seit 2001 hat sich die Cocktailbar „Daktari“ in der Juliusstraße einen großen Stammkundenkreis erarbeitet. Grund dafür ist das durch und durch afrikanische Ambiente ebenso wie die große Auswahl: 300 Cocktails stehen in der Karte.
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Wie gefragt Kneipen oder Clubs bei den Ausgehfreudigen sind, darüber können Warteschlangen Aufschluss geben. Vor dem „Daktari“ spielt sich freitags und samstags vor Betriebsbeginn stets dasselbe Schauspiel ab: Die Gäste der Cocktailbar stehen sich die Beine in den Bauch. Seit 2001 verwöhnt Inhaber Andreas Pulla seine Besucher. Weit über die Stadtgrenzen hinaus ist sein Laden für exotische Kreationen samt origineller Deko bekannt. Das Schlangestehen ist Kult und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil eines Besuches an der Juliusstraße 4.
Das „Daktari“ an einem beliebigen Samstag: Beinahe eine Stunde vor dem Beginn der offiziellen Öffnungszeit um 21 Uhr beginnt der Pilgerstrom der Genusstrinker – das Ziel: einen Sitz- oder Thekenplatz für sich und seine Freunde ergattern. Je weiter man in der Schlange vorne steht oder der Tür nahe ist, desto besser sind die Chancen später. Was ist jedoch so besonders an einem Lokal, dass man es in Kauf nimmt, fast eine Stunde auf den Einlass zu warten?
Per S-Bahn von Dortmund nach Essen - zum Cocktail trinken
„Die Cocktails sind stets frisch gemacht, man hört wie das Obst püriert wurde“, sagt Cara. Für die junge Dortmunderin ist der Besuch des „Daktari“ keine Premiere, für ihre Freunde dagegen schon. Gemeinsam ist die Clique per S-Bahn von Dortmund nach Essen gekommen Die Gruppe im Alter zwischen 18 und 21 Jahren plant einen gemütlichen Abend zu verbringen. „Ein anderes Ausgehziel peilen wir nicht mehr an“, sind sie sich einig. Auch hier könnte man sich fragen: Gibt es in Dortmund keine anständige Cocktailbar? „Es gibt gute, aber die sind nicht so wie hier“, erklärt Cara und ergänzt: „Man steht hier quasi auch für das Ambiente an.“
„Wie eine Lodge in Südafrika“, so beschreibt Gastronom Andreas Pulla seine Bar. Alles ist auf afrikanisch getrimmt: Sitzgelegenheiten mit Leoparden-Muster, Holz-Masken, wilde Tiere in Form von Stofftieren, Fruchtbarkeitsstatuen, Tuchmalereien aus dem Kongo und eine Theke, die einer Buschhütte gleicht. Die Einrichtung hat er in Eigenregie umgesetzt. Im Laufe der Jahre haben Stammgäste den Look mit afrikanischen Reise-Mitbringseln weiter bereichert.
Selbst die Toiletten sind vom Safari-Fieber befallen
„Das Konzept fängt draußen an, geht über den Gastraum bis hin zu den Toiletten“, erklärt Pulla. Letztere sind auch vom Safari-Fieber befallen. Vogelgezwitscher und Geräusche von wilden Tieren erwarten die Gäste dort. Hinter der Theke findet sich ein Hinweis, woher der Name „Daktari“ stammt. Ein Foto mit dem Hauptdarsteller der früheren, gleichnamigen Fernsehserie steht im Regal. „Daktari ist Suaheli und heißt Doktor“, erklärt der 52-Jährige. Auf die Frage, welche Medizin er denn in seiner Kneipe bietet, antwortet er humorvoll: „Das ist alles Medizin und noch dazu pflanzlich.“
Vor dem Start der Bar 2001 war er zehn Jahre lang als Bar-Chef angestellt. „Ich hatte bereits amerikanisch und kubanisch gearbeitet, aber die Arbeitgeber haben mich geärgert und dann habe ich mich selbstständig gemacht“, erinnert sich Pulla. Die Idee für die Gestaltung des „Daktari“ begründet Pulla auch mit der Nachbarschaft. Ein Afro-Friseur und ein afrikanischer Lebensmittelladen befinden sich in unmittelbarer Nähe.
„Dreimal in der Woche gehe ich auf Großeinkauf“, berichtet Pulla. Acht verschiedene Punkte laufe er dann bestimmt an, um alle Zutaten zu bekommen. Auf 14 bis 18 Stunden pro Tag bilanziert er allein sein Arbeitspensum: Ob Einkauf, Recherche, Entsorgung von Leergut und Pappe, Buchhaltung sowie die eigentliche Arbeit in der Bar, viel Zeit für Privatleben bleibt dabei nicht.
Täglich hat die Cocktailbar von ca. 21 bis 4 Uhr geöffnet. „Ich war auch einer der Ersten, der bis 4 Uhr aufhat“, meint der Gastronom. Eine Tischreservierung ist nur sonntags bis donnerstags möglich und wer bis 21.15 Uhr nicht erschienen ist, verliert seinen Platz. Trotzdem boomt der Laden und zwar seit Jahren. Auch die Uhrzeit spielt eigentlich kaum eine Rolle. „Ich habe oft um 3 Uhr noch Messegäste, die von ihren Hotels den Tipp erhalten“, lacht Pulla und ergänzt: „Die kriegen aber meist nur noch Stehplätze.“
700 Cocktails im Repertoire
Rund 700 Cocktails hat Andreas Pulla in seinem Repertoire. 300 davon stehen in seiner Karte, einem Aktenordner im Leoparden-Look, den man mit einer Leuchtdiode lesen muss. Das Besondere an den bunten Köstlichkeiten mit und ohne Alkohol ist die Größe der Gläser und ihre Aufmachung. Den Glas-Rand spicken frische Früchte. Statt des obligatorischen Schirmchens erwarten den Gast kleine Spielereien. Leuchtwürfel oder Blinkelemente in Tier-Form sorgen für die Beleuchtung der Flüssigkeit im Inneren – natürlich abgestimmt auf den jeweiligen Cocktail und seinen Namen. „Die Ausgewogenheit zwischen Süße und Säure, Markenspirituosen, originelle Dekoration und das richtige Glas“, so beschreibt Andreas Pulla einen guten Cocktail.
Wer bei ihm ein Exemplar für zwei Personen bestellt, bleibt im „Daktari“ nicht anonym. Neben der standesgemäßen Deko kündet auch ein kleines Feuerwerk von der Ankunft eines solchen monströsen Getränks (1,7 Liter) – natürlich nicht ohne die neugierigen Blicke der Tischnachbarn zu wecken. Eine Happy-Hour gibt es bei dem 52-Jährigen nicht, stattdessen gibt es einen „Dumping Star“, der jede Woche wechselt und an einer Tafel zu erfahren ist.
Bei aller gepflegten afrikanischen Lässigkeit muss der Chef manchmal aber auch durchgreifen, wenn es zu voll wird oder bereits Betrunkene eintreten und die Stimmung stören. „Ich mache auch mal das Licht an, halte eine Ansprache und schmeiße notfalls jemanden raus“, betont der Inhaber und gibt seine Prämisse für einen Abend im „Daktari“ preis: „Ich möchte, dass meine Gäste, mein Team und ich Spaß haben.“