Die höchste Kneipdendichte der Stadt findet sich seit jeher zwischen Rellinghauser und Rüttenscheider Straße. Mitten drin, an der Friederikenstraße, sitzt Andreas Mais in der „Alm“. „Wir sind Dinosaurier“, sagt er über die Traditionskneipen im Viertel. „Wir sterben langsam aus.“

Der Mann muss es wissen. Er ist seit 30 Jahren Wirt. In Herdecke kellnerte er gegenüber der Schule. I n Hagen war er vor und während der Neuen Deutschen Welle zehn Jahre lang mit Nena und den Jungs von „Extrabreit“ per du, servierte in Lüdenscheid in der Disco und in Wetter im Programmkino: „Drei Filme und Hunderte Liter Bier“ waren sein Tagespensum.

Nach Essen kam er mit Heinz-Werner Dreier („der hatte damals 50 Läden“), für den er den gleichnamigen Laden an der Brunnenstraße nach vorne bringen sollte. „Der Chefin war ich zu jung. Sie sagte: Wenn Sie eine Köchin heiraten, können Sie die Kneipe haben.“ Mais schlug das Angebot aus.

In Rüttenscheid hat Mais mit den Großen gearbeitet: Mit Gerd Fabritz in der alten „Eule“ am Wehmenkamp und später im „Eulenspiegel“, der heutigen „Eule“, an der Klarastraße. Und mit Hannes Schmitz Jahre in der Egobar und der Schwarzen Rose.

2004 hat Mais mit seiner Lebensgefährtin das „Harry Schick“ von der Erbengemeinschaft Horst Schick übernommen und als „Alm“ wieder belebt; dem Namen trägt die alpenländische Einrichtung ebenso Rechnung wie die Speisekarte.

Die Zeiten sind schwer geworden: „Wir brauchen jeden Monat 10 000 Euro Umsatz, um mit einer schwarzen Null rauszukommen. Wir zahlen 1000 Euro Strom im Monat - das hast du früher als Pacht bezahlt.“ Neulich hat er 3000 Euro für Abwasser nachzahlen müssen, weil die Schüler bei ihm aufs Klo gehen, wenn sie auf Bahn oder Bus warten. 3000 Euro im Jahr kostet das Bezahlfernsehen „Sky“ im Jahr: „Wenn du’s nicht hast, kommt keiner.“ Aber selbst Fußball zieht nicht mehr wie früher in Zeiten des WM-Rudelguckens in Stadien, Messehallen und Biergärten.

Viele Läden hat er in den letzten Jahren sterben sehen. Das „Dreier“ hieß später „Outback“ und „Schloss Antiko“, heute ist es ein Yogazentrum. An der Rellinghauser ist auch der Nachfolger des Original- „Antiko“ schon wieder dicht, der Belgier schräg gegenüber ist jetzt eine Pizzeria. Das Stammpublikum bleibt weg, so seine Diagnose: „Die heutigen Rentner haben das Geld nicht mehr für das tägliche Pils mit Samtkragen (Korn und Magenbitter).“