Düsseldorf/Essen. Seit dem Unwetter “Ela“ vom Pfingstmontag ist die S6 ist zwischen Düsseldorf, Ratingen und Essen gesperrt. Die Bahn hat angekündigt, dass erst ab 18. August wieder Züge fahren. Solange muss man mit den Bussen des Schienenersatzverkehrs Vorlieb nehmen. Wir haben uns mal reingesetzt.
Wo geht es nach Essen? Das soll man wohl irgendwie selber herausfinden. Denn wenn man in Düsseldorf in der letzten S-Bahnstation Rath-Mitte aus dem Zug aus- und in den Bus umsteigen will, dann gibt es kein Schild, das einem zeigt, wo man hin muss. Eine Frau meldet das dem Busfahrer gleich beim Einsteigen. Doch dann wird übertrieben deutlich, dass der Mann für ein privates Fuhrunternehmen arbeitet und mit der Bahn weiter nichts zu tun hat. „Vielen Dank für Ihren Hinweis, ich werde das an die Bahn weitergeben“, scheint für ihn noch nicht einmal eine theoretisch mögliche Antwort zu sein. Er sagt: „Ob sie mir dat sagen, oder ob in China ’n Sack Reis umfällt, dat kommt aufs Gleiche raus.“ Dass man die Bahn so schnell vermissen würde! Aber da müssen wir jetzt alle durch bis August.
Die S6 ist zwischen Düsseldorf, Ratingen und Essen seit dem Unwetter von Pfingstmontag lahmgelegt. Die Bahn hat angekündigt, dass erst ab 18. August wieder Züge fahren werden, weil auch noch lange geplante Bauarbeiten dazukommen. Zwischen Düsseldorf Rath-Mitte und Essen ist man jetzt auf die Busse des Schienenersatzverkehrs angewiesen. Wie ist das so?
Aus 20 Minuten Warten werden 30
Unser Selbstversuch beginnt mit doppeltem Ärger in Düsseldorf-Rath: Erst das fehlende Schild, dann der Bus, der genau in dem Moment abfährt, als sich unser Pulk Leute aus dem Zug auf die Haltestelle zubewegt. „Na gut, der nächste fährt ja in 20 Minuten", sagen sich 20 Erwachsene und eine Schulklasse, und dann stehen sie halt ein bisschen an der engen zugigen Straße. Doch aus den 20 Minuten werden jetzt 25, dann 30. Eine Frau im Business-Kostüm gibt auf, mit dem ersten Taxi ist sie weg.
9.00 Uhr: Der Bus fährt ab. 9.15 Uhr: Ankunft in Ratingen-Ost. Hier steigen die meisten schon wieder aus. Man denkt: Was wäre es schön, wenn die Bahn zumindest das Stück zwischen Rath und Ratingen etwas früher wieder in Betrieb nehmen könnte. Kann sie? Auf eine Anfrage, die wir ihr später stellen, antwortet sie ausweichend.
Schwere Schäden rund um Hösel
Weiter geht es durch den Wald nach Hösel. Am „Schwarzebruch“ vorbei, selten ergab "Bruch" als Wort für Wald mehr Sinn als jetzt. Hier gibt es neuerdings Lichtungen, wo vor Pfingsten noch keine waren, gesplittertes Holz ragt in den Himmel, am Boden türmt sich grün-braunes Laub. In dieser Gegend dürfte der Hauptgrund dafür liegen, dass die S6 nicht fährt.
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9.28 Uhr: Ankunft in Hösel. Im Bahnhof steht noch eine S-Bahn, die in der Sturmnacht auf dem Weg nach Düsseldorf war. Jemand hat die Scheibenwischer hochgeklappt. Man muss sofort an einen Schrottplatz denken und will es doch nicht. Der Busfahrer schwärmt laut von der freien Strecke, die wir jetzt am Vormittag haben. „Im Berufsverkehr ist es ein einziges Stop and Go“, sagt er.
In Kettwig haben wir 14 Minuten Verspätung
Daher stammt auch die Verspätung, die wir von Anfang an hatten. Wir erreichen Essen-Kettwig um 9.39 Uhr und damit 14 Minuten später, als es auf dem Fahrplan des Schienenersatzverkehrs. steht. Die Schulklasse ist in Essen zu einer Führung angemeldet, die Lehrerin greift zum Handy und meldet: Sorry, wir schaffen es nicht rechtzeitig.
9.43 Uhr: Halt in Kettwig, S-Bahnhof. 9.51 Uhr: Halt in Werden. Ein Rentner steigt ein und zeigt sein Ticket. „Hier brauchen Sie nichts zu zeigen, ist Schienenersatzverkehr“, ruft der Busfahrer dem Rentner ins Ohr. Und zu den anderen sagt er leise: „Aber gleich mache ich hier ’ne Kontrolle und dann werde ich reich.“
Bei Werden wird die Oberleitung repariert
Von der Straße aus sieht man drüben auf den Gleisen einen Unimog, Arbeiter befestigen eine Oberleitung. Sie schimmert grünlich. Ist es, weil sie neu ist? Seit Hösel war fast nur grüne Oberleitung zu sehen.
9.54 Uhr: Der Bus hält vor dem Restaurant „Hügoloss“ unterhalb der Villa Hügel. Auf dem Parkplatz zwischen den Ruderhäusern ist ein Berg aus gehäckseltem Holz aufgeschüttet. Aus der Spitze dampft es. Jemand sagt, das sehe aus wie ein Vulkan, und die anderen finden das auch.
An der Haltestelle steht schon eine Schlange
Es geht weiter über den Stadtwaldplatz (9.58 Uhr) und Essen-Süd (10.05 Uhr). Um 10.10 Uhr erreichen wir den Essener Hauptbahnhof. An der Bushaltestelle warten die, deren Bus vor fünf Minuten schon nach Düsseldorf starten sollte, aber wir sind es leider nicht. Unser Fahrer deutet mit dem Finger zum Zielschild hoch, dort steht „Pause“. Zeit für eine Bilanz: 34 Minuten fuhr man früher mit dem Zug von Düsseldorf-Rath bis Essen-Hauptbahnhof. Gut 70 Minuten ist man jetzt mit dem Bus unterwegs – wenn er nicht im Stau steckt mit all denen, die jetzt aufs Auto umgestiegen sind. Dass man die Bahn so schnell vermissen würde! Aber da müssen wir jetzt alle durch bis August.