Essen-Rüttenscheid. . Plakate verschönern manchmal schäbige Ecken – mitunter wird aber selbst vor Straßenschildern nicht Halt gemacht. Das hat nun mehrfach das Essener Ordnungsamt auf den Plan gerufen, das vor allem gegen die Clubbetreiber, die auf den Plakaten werben, Strafen verhängt.

Sie künden von Partys, die sich längst ausgetanzt haben, von Festivals, die bereits Geschichte sind: Verwitterte Plakate finden sich immer irgendwo in Essen-Rüttenscheid, etwa an der Fußgängerbrücke über der Alfredstraße, wo schon über die Brüstung hinweg geklebt wird.

Doch die „Wild-Plakatiererei“ hat abgenommen – auch, weil die Stadt jüngst saftige Ordnungsgelder verhängte. Zahlen mussten in erster Linie Clubbetreiber, die es mit ihren Werbemaßnahmen übertrieben hatten. Vorausgegangen war eine Initiative der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, der es vor einigen Wochen im Wortsinne zu bunt geworden war. Zwar verschönerten einige Plakate mitunter auch schäbige Ecken, wie IGR-Vorsitzender Rolf Krane zugibt: „Wir sind ein urbanes Viertel und da gehört etwas kreatives Chaos und eben auch wildes Plakatieren einfach dazu. So mancher Telefonkasten sieht ohne Plakate noch schlimmer aus als mit. Wir wollen also nicht klein kariert sein.“

Gravierende Fälle ans Ordnungsamt geschickt

Wenn aber Verkehrsschilder und die mit empfindlicher Spezialfarbe gestrichenen Straßenlaternen alle paar Meter zugepflastert würden, höre der Spaß auf. Entsprechend wurden besonders gravierende Fälle im Bild festgehalten und ans Ordnungsamt geschickt, das wiederum dankbar für Hinweise ist. „Wir können ja nicht überall sein“, so Stadtsprecher Stefan Schulze.

Wildes Plakatieren stelle eine Ordnungswidrigkeit dar. Wenn der konkrete Verursacher – also derjenige, der das Plakat aufgehängt hat – nicht auszumachen ist, kann die Stadt auch denjenigen in die Verantwortung nehmen, der beworben wird. In Rüttenscheid sind das in erster Linie Clubs, die regelmäßig für ihre Partys werben. „Zunächst werden die Betreiber verwarnt. Bei nochmaligem Verstoß droht ein Ordnungsgeld in Höhe von 1000 Euro“, so Schulze.

Litfaßsäulen als Plattform für „kleinere Veranstaltungen“

Der Stadt entgehen durch die Wildplakatierung schließlich Einnahmen: Per Vertrag hat sie noch bis Ende 2015 die Ströer Media AG mit der Stadtwerbung beauftragt. Im Gegenzug kassiert die Stadt laut Schätzungen mehr als eine Million Euro im Jahr. Ströer bespielt die offiziellen Plakatwände, Litfaßsäulen und Werbeflächen der Stadt. Zudem ist das Unternehmen vertraglich verpflichtet, wilde Plakate zu entfernen.

Dass die 1000-Euro-Strafe am Ende günstiger ist, als legal eine Fläche zu bespielen, sei dabei ein Irrglaube, wie Ströer-Sprecher Marc Sausen veranschaulicht: „Speziell für kleinere Veranstaltungen sind ja die Litfaßsäule gedacht. Der Tagespreis dafür liegt in Essen im Schnitt bei 18,62 Euro pro Säule.“

Zu den Werbeflächen gehören auch die U-Bahnhöfe und Haltestellen der Evag. Die löst das Problem pragmatisch einfach selbst: Bei der Reinigung alle zwei Wochen würden störende Plakate einfach mit abgenommen, „wobei es in Rüttenscheid natürlich gravierender ist als anderswo“, so Evag-Sprecherin Sandra Wunsch.