Essen. Die Hatzper Schule in Essen-Haarzopf stand zuletzt leer. Nun wird sie für die Aufnahme von 110 Flüchtlingen vorbereitet. SPD-Ratsmitglied Thomas Rotter hält die Unterbringung von mehreren Familien in einem Klassenraum für menschenunwürdig, sieht derzeit aber keine Alternative.
Ein paar vergessene Turnbeutel und Jacken liegen noch im Flur. Wohl ein übliches Bild für eine Grundschule in der ersten Woche der Sommerferien. In wenigen Wochen aber schon wird an der alten Hatzper Schule alles anders sein. Große Containerfahrzeuge sind gestern angerückt, um die Klassenräume leer zu ziehen und das Interieur in den Neubau, das „Haus des Lernens“, an die Raadter Straße zu schaffen.
Das alte Gebäude sowie die Mietcontainer, in denen einige Klassen seit zweieinhalb Jahren unterrichtet wurden, könnten schon ab September Platz für 110 Flüchtlinge bieten. Die Hatzper Schule wird – wie bereits die ehemaligen Schulen in Frintrop und Kupferdreh – für maximal 18 Monate zur so genannten Behelfseinrichtung. Für SPD-Ratsherr Thomas Rotter eine alternativlose Entscheidung – wenngleich er sie nicht begrüßt: „Wie bereits in Frintrop werden hier mehrere Familien in einer Klasse leben, lediglich abgetrennt durch eine dünne Trennwand. Das ist menschenunwürdig. Aber die Stadt hat keine anderen Möglichkeiten. Das ist eine Verwaltungsfrage, in der der Politik die Hände gebunden sind“, so Rotter, dem eine Unterbringung in Wohnungen lieber wäre.
Duschcontainer auf dem Schulhof
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„Für Haarzopf wird diese Übergangslösung zusätzlich zu der Unterkunft Auf’m Bögel schwer zu stemmen sein“, so Rotter, der gleichzeitig an das Mitgefühl der Haarzopfer appelliert – und die Unterschriftenaktion gegen das Übergangsheim, bei der sogar Kinder losgeschickt wurden, als „unmöglich“ bezeichnet.
Er könne die Sorgen und Ängste einiger Haarzopfer gut verstehen. „Aber wo sollen die Leute denn hin?“, fragt Rotter. Dass die Hatzper Schule zur Dauerlösung wird, schließt er aus. Im September will der Rat die Standorte für die Asylunterkünfte beschließen. „Das Bebauungsplanverfahren hier geht weiter und auch die geplanten neuen Wohnungen werden kommen – nur 18 Monate später“, sagt Rotter.
Bauliche Veränderungen an der Schule sind, abgesehen von einem Dusch-Container auf dem Schulhof, kaum nötig, wie Hartmut Peltz, Büroleiter des Sozialdezernats, sagt. Gleichzeitig zerstreut er Sicherheitsbedenken: „Wie in den anderen Behelfseinrichtungen werden wir mit einem Betreuungsservice zusammenarbeiten, der einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst einschließt. Das ist kein Vergleich mit der relativ ungesteuerten Situation Auf’m Bögel.“ Spätestens im September, schätzt Peltz, erreichten die Flüchtlingsheime der Stadt ihre Kapazitätsgrenze, müsste auf Behelfseinrichtungen ausgewichen werden. Zum Ende der Ferien sei eine Informationsveranstaltung für die Anwohner im Gemeindesaal Christus-König geplant, daran werde auch Sozialdezernent Peter Renzel teilnehmen.