Essen-Stadtwald/Überruhr. Die Gruppe „Bürger für Essen“ startet Aktionen gegen eine Kapazitätserweiterung des Düsseldorfer Flughafens. Die Mitglieder versorgen die betroffenen Anwohner mit Informationen und helfen beim Verfassen von Einwänden.
Gegen eine Kapazitätserweiterung des Düsseldorfer Flughafens kämpfen Bürger aus dem Essener Süden, die sich Anfang des Jahres zu der Gruppe „Bürger für Essen“ unter dem Dach des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“ zusammengeschlossen haben. „Früher gab es hier auch Flugzeuge, doch seit 2013 hat sich die Situation stark verändert. Die Flugzeuge fliegen wesentlich tiefer und sind viel größer, so dass der Lärmpegel massiv zugenommen hat“, sagt Alexandra Möckl, die seit vier Jahren in Stadtwald wohnt. Die 40-Jährige hat zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren. „Die sollen ja eigentlich viel draußen spielen. Aber da sind sie dem Fluglärm extrem ausgesetzt.“
Der Fluglärm ist kein reines Stadtwälder oder Rellinghauser Problem. Sabine Knipping-Paff (53) lebt seit 22 Jahren in Überruhr. „Die Menschen im Südosten der Stadt werden jeden Morgen um 5.55 Uhr vom Flieger aus New York geweckt. Abends braucht man vor 23 Uhr nicht ins Bett zu gehen. Schlafen kann man vorher sowieso nicht“, sagt die freiberufliche Gesundheitsberaterin. Früher habe sie bei offenem Fenster schlafen können. Das gehe aber schon längst nicht mehr, empfindet auch sie eine deutliche Steigerung des Fluglärms. „Aus dem Garten muss man abends regelrecht fliehen, wenn die Maschinen im Minutentakt zum Landeanflug auf Düsseldorf ansetzen.“ Sabine Knipping-Paff ärgert sich über diese Art der „Fremdbestimmung“ und hat die Flugzeuge mal gezählt. „Ich bin auf 50 in zwei Stunden gekommen.“ Die Frequenz sei abhängig von Jahres- und Tageszeit sowie dem Wetter. „Bei Westwind, und der herrscht hier meist, ist es für uns am schlimmsten“, sagt sie.
Mitglieder verschickten Briefe
Dass sie nicht die einzigen sind, die unter dem Fluglärm leiden, haben die beiden Frauen, die zum harten Kern von „Bürger für Essen“ gehören, längst erkannt. Rund 90 Leute gehören inzwischen zu ihrer Gruppe. „Es ist unser Ziel, auch diejenigen zu aktivieren, die nicht in einem Verein tätig werden wollen, auch denen eine Stimme zu geben, die sonst kein Podium finden“, sagt Alexandra Möckl.
Zum „Tag des Lärms“ Ende April verschickten die Mitglieder der noch jungen Gruppe als erste größere Aktion Briefe an Politiker, Firmen, Institutionen, Stiftungen und andere, die Einfluss auf die Entwicklung des Flughafens haben und die dessen Erweiterung unterstützt hätten. „Das ist schon ein Kampf David gegen Goliath“, weiß Alexandra Möckl.
Thema in die Öffentlichkeit bringen
Aber es sei notwendig, das Thema überhaupt in die Öffentlichkeit zu bringen und sich zu vernetzen. Die Gruppenmitglieder planen weitere Briefaktionen, Info-Stände und Veranstaltungen, um aufzuklären, wie sich Betroffene gegen noch mehr Fluglärm wehren könnten. Das sei wichtig angesichts der Kapazitätserweiterung, die der Flughafen jetzt beantragen wolle. „Jeder Bürger kann einen Einwand gegen mehr Flüge schreiben. Wir helfen gern bei den Formulierungen“, sagt die Sprachdozentin aus Stadtwald.
Alexandra Möckl: „Unser wichtigstes Ziel ist mehr Lebensqualität durch weniger Fluglärm. Wir kämpfen dafür, dass die Betriebserweiterung des Flughafens abgelehnt und mehr für aktiven Lärmschutz getan wird.“ Die „Bürger für Essen“ setzen sich unter anderem für mehr Lärm-Messstationen ein. „Lärm kann definitiv krank machen“, begründen die beiden Frauen ihr Engagement und appellieren an die Politiker, nicht rein ökonomische Interessen in den Vordergrund zu stellen.
Sie hoffen auf weitere Mitstreiter, die per E-Mail unter buerger-fuer-essen@web.de Kontakt zu der Gruppe aufnehmen können.