Essen-Holsterhausen. Der Holsterhauser Klaus Ross ist seit 45 Jahren vom U-Bahn-Lärm an der Holsterhauser Straße genervt. Ein Sprecher der Essener Verkehrs AG glaubt nicht, dass neue Räder zur Lärmminderung auf der Strecke beitragen würden.

Seit 45 Jahren lebt Klaus Ross (76) an der Holsterhauser Straße, zwischen Gemarkenplatz und A-40-Ausfahrt. Eigentlich wohnt der pensionierte Beamte dort gern. Die Innenstadt und die Geschäfte in Holsterhausen sind gut zu erreichen. Früher war ihm außerdem die Nähe zu den Schulen wichtig. An eines hat sich der Pensionär bis heute nicht gewöhnt. Der Lärm der U 17, die kurz vor dem Haus, in dem er wohnt, aus dem Tunnel wieder an die Oberfläche kommt, stört Ross schon sehr.

„Früher war es nicht so laut. Da fuhren noch die alten Straßenbahnen. Die wogen viel weniger als die heutigen U-Bahn-Wagen“, schätzt der Senior. Seine Erfahrung: Je schwerer und je schneller die Wagen, desto größer die Lärmbelastung. „Und die Wagen sind ja nicht mehr die neuesten. Das Rasengleis hat hier so gut wie nichts gebracht“, meint Ross. Im Vergleich zur Margarethenhöhe gebe es in Holsterhausen auch nur einen winzigen Streifen Grün ohne Randgebüsch. „Das Rasengleis in diesem Bereich ist eigentlich ein Witz“, so Ross.

Evag bestätigt Langsam-Fahrstrecke

Seit in Höhe des Holsterhauser Platzes, an der Kreuzung Holsterhauser/Robert-Koch-Straße, Tempo 20 für die Bahnen gelte, sei es vor seiner Haustür eher lauter geworden, so Ross’ subjektive Wahrnehmung. „Wenn die Fahrer da oben das Tempolimit und gleichzeitig ihren Fahrplan einhalten müssen, geben sie hier erst richtig Gas, um die Zeit wieder herauszuholen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Es ist besser, das alles mit Humor zu nehmen“, erklärt er.

„Tatsächlich haben wir seit 2012 im Bereich des Holsterhauser Platzes Richtung Gemarkenplatz eine 150 Meter lange Langsam-Fahrstrecke, wo Tempo 20 gilt“, bestätigt Olaf Frei, Sprecher der Essener Verkehrs AG (Evag).

Getestete Räder mit bisherigen fast identisch

Das habe allerdings nichts mit Lärmschutz zu tun. Vielmehr gehe es darum, dass die Bahnen die Gleise nicht so stark „besanden“ sollen. Der feine Quarzsand habe nämlich Anwohner und Gewerbetreibende genervt. „Bei Tempo 50 verliert die Bahn viel Sand“, so Frei. Der Sand auf den Gleisen unterstütze die Bremsleistung und helfe beim Anfahren. Da es in dem Bereich aber kein Gefälle gebe, sei eine solche Unterstützung nicht nötig. Der Eindruck, dass die Bahnen hinter dieser Zone „rasen“, entstehe vermutlich, weil die Fahrer hinter dem Tempolimit wieder auf die normale Geschwindigkeit von maximal 50 Stundenkilometern beschleunigten, so Frei.

Hoffnung auf ein leiseres Leben machte sich Klaus Ross vor kurzem, als er von dem Beschluss der Bezirksvertretung III las, die auf Antrag der CDU die Verwaltung beauftragte, ein besonderes Rädersystem der Gutehoffnungshütte-Radsatz GmbH in Oberhausen zu testen. „Getan hat sich seitdem aber nichts“, so der Anwohner. Und Olaf Frei von der Evag hat eine weitere schlechte Nachricht für den lärmgeplagten Holsterhauser: „Die Räder, mit denen wir auf fast allen Bahnen fahren, sind zu 99 Prozent identisch mit denen der Gutehoffnungshütte. Wir gehen also nicht davon aus, dass die zur Lärmminderung beitragen würden.“