Essener Süden. Genug Stoff für ein hartes Wahlkampfthema wird der Sachstand zum Vorhaben Bau des Ruhralleetunnels wohl nicht bieten, sorgt aber schon jetzt für kommunalpolitische Diskussionen.

Dabei liegen die Planungen, auf deren Grundlage man sich – wenn überhaupt – streiten könnte, noch gar nicht auf den Tischen der Politiker.

Hinter vorgehaltener Hand ist auf dem politischen Parkett in Düsseldorf und Berlin schon seit Jahren immer wieder zu hören, dass das Vorhaben aufgrund der immensen Kosten „kaum zu realisieren” sei. Nach einer Schätzung aus 2003 soll allein der Bau des Ruhralleetunnels rund 208 Millionen Euro verschlingen. Der weiterführende Ausbau der A52 könnte etwa 300 Millionen Euro teuer werden.

Doch spätestens im Herbst wird sich die Stadt zu dem dann vorliegenden Papier erst einmal positionieren müssen. Erste Stimmen sind aus den Parteien schon jetzt zu vernehmen. CDU-Ratsherr Dirk Kallweit spricht von „fatalen Konsequenzen”, die eine solche Nord-Süd-Trasse „für die Stadt Essen, den Bezirk Ruhrhalbinsel, insbesondere die Ortsteile Byfang, Dilldorf, Kupferdreh und Heisingen sowie das Naherholungsgebiet” im Essener Süden hätte. Der Verkehr auf der jetzigen B227 würde sich von aktuell 40 000 Fahrzeugen pro Tag auf mindestens 60 000 erhöhen, begründet der Christdemokrat seine Ablehnung.

Eine Ablehnung, die bei seinem Ratskollegen Hans-Peter Schöneweiß (FDP) für Unverständnis sorgt: „Vor sieben Jahren haben wir uns mit der CDU für den Ruhralleetunnel ausgesprochen, dem wir nach wie vor unverändert positiv gegenüberstehen”. Das Projekt sei „wichtig für die Stadt”, beschreibt Schöneweiß einen „dringenden Handlungsbedarf”.

Beim aktuellen Koalitionspartner Mehrdad Mostofizadeh von den Grünen sorgen Kallweits Aussagen hingegen für Freude. Damit „schließen sich nun auch Teile der CDU unserer Argumentation an”, so der Ratsherr, der die „neue Transitautobahn” weiter klar ablehnt.

Weniger klar äußert sich EBB-Ratsherr Udo Bayer, der erst einmal „detaillierte Pläne zum Tunnel abwarten” möchte. Er gibt aber zu bedenken, dass das Projekt auch „unter finanziellen Gesichtspunkten auf den Prüfstand” gehöre. Wolfgang Freye von den Linken sieht das Projekt „äußerst kritisch” und lehnt es, genau wie den Ausbau der A52, ab. Er befürchtet, dass ein Tunnelbau im Essener Süden zu mehr Verkehr führen würde.

Hintertürchen

Der Landtagsabgeordnete Dieter Hilser knüpft eine Zustimmung der SPD zum Ruhralleetunnel an Bedingungen: „Der nördliche Ausbau der A52 ab dem Kreuz Frillendorf muss Vorrang haben, damit es dort nicht zu einem Verkehrschaos kommt.” Außerdem fordert er eine „komplette Untertunnelung für die sensiblen Wohnbereiche, sowohl im Essener Norden, als auch an der Ruhrallee”. Unter diesen Voraussetzungen sage die SPD „grundsätzlich Ja” zur geplanten Nord-Süd-Trasse.

Bei aller Kritik halten sich manche Politiker auch Hintertürchen auf. Denn unstrittig scheint, dass mit einem weiteren Ausbau umliegender Autobahnen auch der Nord-Süd-Verkehr in Essen zunehmen wird. Als eines der größten Lückenschlussprojekte im Autobahnnetz NRW gilt der Bau des Teilabschnitts der A44 zwischen der A3 (Autobahnkreuz Ratingen-Ost) und der B227 in Velbert, und damit auch eines Anschlusses des Essener Südens. Eine Fertigstellung ist für 2017 anvisiert.

Wenn dieses Projekt nicht verhindert werden könnte, wollen einige Politiker sicherstellen, dass die Planungen zum Ruhralleetunnel „wenigstens auch eine Entlastung der innerörtlichen Verkehre umfassen”. Soll heißen: Die Verkehre von Marie-Juchacz-, Franken- und Westfalenstraße müssten direkt in den Tunnel geleitet werden. Doch genau das sehen die drei Planungsvarianten nur bedingt vor.