Essen. Diskutiert wird das Thema schon seit 30 Jahren. Jetzt sollen im Herbst erstmals konkrete Planungen zum Ruhralleetunnel ans Tageslicht kommen. Die Kosten für das Projekt würden sich nach Schätzungen auf mehr als 208 Millionen Euro belaufen.

Der Landesbetrieb Straßenbau NRW hat drei Ideen-Varianten erarbeitet, nach denen der Verkehr zwischen Kupferdreh und der A52-Anschlussstelle Bergerhausen mit dem Ruhralleetunnel in den Untergrund verlegt werden soll.

Eine alte Kostenschätzung aus 2003 lag dafür bei 208 Millionen Euro, eine neue Summe „muss noch ermittelt werden, wird aber voraussichtlich höher liegen”, erklärt Projektleiter Jörg Reißing auf Anfrage.

Tunnel auf drei Kilometer Länge

Die Ruhrallee in Richtung Kupferdreh, Höhe A 52. Im Herbst sollen die Planungen für den Ruhralleetunnel offenbar konkret werden. Foto: Walter Buchholz
Die Ruhrallee in Richtung Kupferdreh, Höhe A 52. Im Herbst sollen die Planungen für den Ruhralleetunnel offenbar konkret werden. Foto: Walter Buchholz © WAZ

Der Stadt soll nun erst einmal ein so genannter „Linienentwurf” vorgelegt werden, der neben den politischen Gremien auch in die Bürgerbeteiligung gehen wird. Bislang sei dieses Papier nur auf einigen Tischen der Stadtverwaltung gelandet. Danach, so eine Sprecherin des Verkehrsministeriums, „wird das formale Verfahren zur Bestimmung der Linie eingeleitet”.

Alle Vorschläge beinhalten einen rund drei Kilometer langen Tunnel, der bis zu 30 Meter tief unter der Oberfläche liegen soll. Die Tunnelein- und ausfahrten sind im Süden zwischen der Ostpreußen- und Sartoriusstraße und im Norden im Bereich der A52-Anschlussstelle vorgesehen. „Dort ist durch einen zusätzlichen Rampentunnel auch eine direkte Anbindung an die A52 geplant”, erklärt Reißing.

Umweltveträglichkeitsstudie abgeschlossen

Der Landesbetrieb favorisiert die „Variante Zwei”, bei der „der Tunnel direkt unter der Ruhrallee gebaut werden und im Bereich der Westfalenstraße eine zusätzliche Anschlussstelle erhalten soll”, erklärt Reißing. Weitere Zufahrten, zum Beispiel im Bereich der Anschlüsse von Marie-Juchacz- und Frankenstraße, seien „nicht geplant, da sie baulich nur unter größtem Aufwand herzustellen sind”.

Eine Umweltverträglichkeitsstudie sei bereits abgeschlossen und auch ein Gutachten zu den vermuteten Resten des Altbergbaus im Untergrund der Ruhrallee hat den Planungen Machbarkeit attestiert. Vorhandene Stollen sollen demnach mit Beton verfüllt werden können.

Kernstück der geplanten Nord-Süd-Trasse

In den Büros der Verkehrspolitik in Düsseldorf und Berlin wird dieses Projekt aufgrund der hohen Kosten nicht selten als „kaum realisierbar” beschrieben. Dennoch ist es im Bundesverkehrswegeplan mit dem Vermerk „vordringlicher Bedarf” eingestuft.

Der Ruhralleetunnel wird, neben der Durchstreckung der A52 im Essener Norden, von Verkehrsplanern als eines der Kernstücke einer geplanten neuen Nord-Süd-Trasse quer durchs Ruhrgebiet und durch Essen angesehen. Unstrittig scheint, dass mit der vorgesehenen Fertigstellung des Teilabschnitts der A44 zwischen A 3 und B 227 in Velbert im Jahr 2017 für mehr Verkehr auf dieser Achse sorgen wird. Zusätzlich sollen Fahrzeuge von Düsseldorf kommend über die A 46 und weiter über die A 44 und die A 535 den Essener Süden erreichen.

Diese Bauvorhaben gelten aktuell als größter Lückenschluss im Autobahnnetz NRW. Den Ruhralleetunnel sieht Reißing als „logische Konsequenz”, um die dann zunehmenden Verkehrsströme in Essen zu bewältigen.