Essen. Die Auswirkungen des geplanten Baus einer Nord-Süd-Autobahn von Kupferdreh (B227) über Bergerhausen (A52) bis zum Kreuz-Essen-Nord (A42) werden in der Stadtspitze immer intensiver diskutiert. Noch in diesem Jahr soll das Projekt mit Nachdruck vorangetrieben werden.
Erste konkrete Prognosen zur Verkehrsentwicklung der geplanten Nord-Süd-Autobahn befeuern die Debatte im Endspurt des Kommunalwahlkampfes.
Da Fachleute damit rechnen, dass der zuständige Landesbetrieb Straßenbau NRW noch in diesem Jahr das Projekt mit Nachdruck vorantreiben wird, geraten die verschiedenen Planungsvarianten der Transitautobahn in den Blick:
Essener Süden
- Was ist geplant?
Der Landesbetrieb Straßenbau NRW will die heutige Bundesstraße 227, die aus Langenberg kommend in Kupferdreh/Dilldorf ins Essener Stadtgebiet führt zur Autobahn 535 ausbauen, die in Bergerhausen auf die A52 trifft. Ein Tunnel soll dabei im „bergmännischen Vortrieb” von der Wuppertaler Straße quer durch Bergerhausen gegraben werden. Geschätzte Kosten: 300 bis 350 Millionen Euro.
- Wie wird sich der Verkehr dadurch entwickeln?
Interne Berechnungen, mit denen auch das städtische Planungsamt arbeitet, gehen davon aus, dass künftig etwa 60 000 Kraftfahrzeuge am Tag die neue A535 am Orteingang Essen-Kupferdreh passieren werden. 40 000 davon werden den neuen Tunnel nutzen; auf der heutigen Ruhrallee würde der innerstädtische Verkehr aber zusätzlich immer noch mit 40 000 Kraftfahzeugen pro Tag fließen.
- Was sagt die Kommunalpolitik dazu?
Die Interessenlage ist selbst innerhalb der Parteien nicht ganz einheitlich. Grundsätzlich aber gilt: CDU und FDP wollen einen Tunnel unter der Trasse der heutigen Ruhrallee, der auch innerstädtischen Verkehr an einer Anschlussstelle Westfalenstraße (aus Steele kommenden) aufnehmen kann. Zudem soll der Tunnel erst in Rellinghausen ansetzen. Dadurch würden 58 000 Kraftfahrzeuge am Tag durch den Tunnel fahren und „nur” noch 22 000 oberirdisch auf der heutigen Ruhrallee. Die SPD lehnt den Autobahnbau im Süden vorerst ab, die Grünen sind vollständig gegen einen innerstädtischen Autobahnbau. Ihre Sorge: Wenn sich die A535 als bedeutende Nord-Süd-Trasse im Ruhrgebiet zwischen A3 und A43 etabliert, wird der Schwerlastverkehr rund um die Uhr zunehmen und den Anwohnern insbesondere in Byfang, Kupferdreh, Dilldorf, Heisingen und Rellinghausen keine ruhige Minute mehr lassen.
Essener Norden
- Was ist geplant?
Der Bundesverkehrswegeplan sieht seit 2003 den Weiterbau der A52 zwischen den Autobahnkreuzen Essen-Ost (Bergerhausen) und Essen-Nord (Vogelheim) vor. Zurzeit wird für den Planungsabschnitt ein Vorentwurf erstellt. Anschlussstellen sind im Bereich Gerlingstraße, Lierfeldstraße und am Teilungsweg an der B224 vorgesehen.
- Wie wird sich der Verkehr dadurch entwickeln?
Eine Prognose des Bundesverkehrsministerium sieht im Abschnitt zwischen Essen-Ost und -Nord eine werktägliche Verkehrsbelastung von bis zu 100 000 Fahrzeugen am Tag. Im Straßennetz der Stadt wird durch die entlastete Ortsdurchfahrt dagegen mit einem „deutlichen Rückgang” der Verkehrsbelastung gerechnet.
- Was sagt die Kommunalpolitik dazu?
CDU, SPD und FDP sehen die Notwendigkeit eines Nord-Ausbaus der A52, um Bottroper und Gladbecker Straße zu entlasten. Die Grünen lehnen den Autobahnbau in Nord wie Süd ab. Die Ortspolitiker haben formal beim Autobahnbau kein Mitspracherecht, machen meist aber informell Einfluss geltend.