Essen-Rüttenscheid. Der Düsseldorfer Investor Albert Sevinc will die unter Denkmalschutz stehende, ehemalige Staatsanwaltschaft an der Zweigertstraße in ein hochwertiges Wohn- und Geschäftshaus verwandeln. Seit 15 Jahren stand das Gebäude leer, das ein dunkles Stück Essener Geschichte erzählt.

Ein lieblos hingeschmiertes Graffiti verunziert die Wand, Unkraut wuchert aus den Treppenstufen. Die führen zu einer Eingangstür, die schon lange zugemauert ist: Seit „gut 15 Jahren“, schätzt Planungsdezernent Hans-Jürgen Best, liegt die alte Staatsanwaltschaft an der Zweigert-/Ecke Kortumstraße im Dornröschenschlaf. Vor eineinhalb Jahren kaufte der Düsseldorfer Planer und Investor Albert Sevinc das seit Ende 2012 denkmalgeschützte Gebäude samt Anbau.

Bei seiner jüngsten Sitzung beriet sich der Planungsausschuss über Sevincs Vorhaben, 36 hochwertige Wohnungen, Geschäftsräume und eine Gastronomie in das geschichtsträchtige Gebäude einzubauen. „Parallel zu den Detailplanungen läuft das Baugenehmigungsverfahren“, sagt Best, der sich freut, dass der Leerstand bald der Vergangenheit angehört: „Für Rüttenscheid ist das ein vielversprechendes Projekt.“

Düsseldorfer Architekt Mirko Radke mit im Boot

Bevor er die Baugenehmigung nicht in den Händen hält, will sich Investor Albert Sevinc nicht zu den Details äußern. Er bestätigte aber das Vorhaben, dort unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes ein hochwertiges Bau- und Geschäftsgebäude zu planen. Mit im Boot ist der Düsseldorfer Architekt Mirko Radke.

Der Umbau ist ein ehrgeiziges Vorhaben, schließlich ist die ehemalige Staatsanwaltschaft ein bedeutendes Geschichtszeugnis für die Stadt Essen: Nach den Plänen des Architekten Edmund Körner, der sich in Essen unter anderem auch für die Neue Synagoge am Steeler Tor verantwortlich zeigte, war das Gebäude 1913/1914 als Kanzlei und Wohnhaus errichtet worden. Rechtsanwalt Salomon Heinemann wohnte dort mit seiner Ehefrau Anna, einer Autorin und Dichterin. Beide galten als große Förderer des Museums Folkwang und hatten ihm ihre wertvolle Kunstsammlung testamentarisch bereits vermacht.

Kunstsammlung in der Pogromnacht vernichtet

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 drangen SA-Männer in das Haus und steckten es in Brand. Die Kunstsammlung wurde Raub der Flammen. Als Folge des Schreckens des nächtlichen Überfalls begingen beide gemeinsam Selbstmord, drehten den Gashahn auf und starben an den Folgen einer Vergiftung. Bis heute erinnern Stolpersteine an das Ehepaar.

Seither war die alte Staatsanwaltschaft in staatlichem Besitz, gehörte bis zum Kauf durch Albert Sevinc dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. „Das Gebäude galt lange als unverkäuflich. Gut, dass jetzt endlich etwas passiert“, freute sich Best.