Essen-Rüttenscheid. . Die Mehrheit der Bezirksvertretung im Essener Süden lehnt die Aufstellung riesiger Werbeflächen, so genannter „Mega-Light-Boards“ ab. Zehn neue Tafeln sind im Essener Stadtgebiet geplant – entscheiden dürfen die Bezirksvertreter darüber jedoch nicht.
Las Vegas an der Martinstraße: So nennt SPD-Sprecher Peter Lankes die Pläne der Kölner Werbefirma Ströer, ein so genanntes „Mega-Light-Board“ an der Ecke Martinstraße/Wehmankamp aufzustellen. In Bausch und Bogen lehnte die Mehrheit der Politiker in der Bezirksvertretung (BV) II das Vorhaben ab. Die Tafel ist Teil einer mittelschweren Werbeoffensive der Firma in Essen.
Insgesamt zehn neue Anlagen sollen an verschiedenen exponierten Stellen der Stadt aufgestellt werden, so dass man sie kaum übersehen kann. Mit ihrer Größe von 2,80 Meter Höhe, 3,75 Meter Breite, und zusätzlich noch mit einem 2,50 Meter hohen Fuß, ist übersehen ohnehin schwierig. „Das sind mehr als zehneinhalb Quadratmeter Fläche – größer als viele Kinderzimmer“, unterstrich der Fraktionssprecher die Dimensionen der Tafeln.
„Es lenkt die Autofahrer ab“
Das Board an der Rüttenscheider Martinstraße ist nur eines von insgesamt zehn, die die Firma Ströer als Vertragspartner der Stadt in Essen platzieren will. Stück für Stück werden die verschiedenen Standorte derzeit den jeweils betroffenen Bezirksvertretungen vorgestellt, neben dem zweiten Projekt an der Alfredstraße nahe des Grugaplatzes stehen unter anderem zwei Mal die Gladbecker Straße (gegenüber Nr. 398a und Nr. 427), die Gelsenkirchener Straße (Nr. 45) und die Segerothstraße (gegenüber Nr. 97) auf der Liste. Bislang gibt es rund 20 Exemplare dieser Dimension in der Stadt. Und die sind – wie auch die neuen Standorte – bislang eher ohne viel Wirbel aufgestellt worden.
Bis jetzt: „Das Board an der Martinstraße dient kaum der Verschönerung des Stadtbildes, außerdem versperrt es wichtige Sichtachsen“, lehnte auch BV II-Grünensprecher Matthias Klahold den Plan ab. „Es lenkt die Autofahrer ab“, ergänzte Lankes. „Das geht hier absolut nicht“, unterstrich auch Heidemarie von Münchhausen (CDU).
Einnahmen aus Verpachtung fließen in Stadtkasse
Der FDP-Vertreter Helmut Dinter kritisierte das prinzipielle Dilemma der Vorortpolitiker: „Das prägt das Ortsbild, eigentlich sind wir zuständig und wir dürfen nicht entscheiden.“ Tatsächlich haben die Bezirksvertretungen kein Mitspracherecht. Die Baugenehmigung für die großen Werbeflächen ist so gut wie erteilt: „Wir können gar nicht ablehnen, wenn die verkehrs- und planungsrechtlichen Voraussetzungen stimmen“, erklärt Stefan Schulze vom Presseamt.
Jeder Standort werde von Ströer vorgeschlagen, die Stadt prüfe dann eingehend. Werbefirma und Kommune sind seit Ende der 1990er-Jahre Vertragspartner, zu Inhalten gibt Schulze mit Verweis auf den privatwirtschaftlichen Hintergrund keine Stellungnahme ab. Die Einnahmen für die Verpachtung der Flächen flössen in die Stadtkasse. Stefan Schulze: „Bislang gab es keine Beschwerden.“