Essen-Rüttenscheid. . Die Stadtwerke lassen sich mit einer längst überfälligen Kanalsanierung im Walpurgistal Zeit. Ohne die kann kein Bebauungsplan in Rüttenscheid umgesetzt werden. Laut Stadtwerken soll es im Frühjahr/Sommer 2014 losgehen, die Sanierung wird bis zu drei Jahre dauern.
Thomas Franke, Chef des Stadtplanungsamts, ist von Berufswegen ein geduldiger Mensch. Dass es bei den größeren Bauvorhaben im Süden, wie etwa den Rüttenscheider Gärten oder der Vermarktung der täglich mehr verfallenden, alten pädagogischen Hochschule (PH) im Moment so gar nicht voran gehen will, wurmt ihn aber doch. Derzeit hängt alles an der umfassenden Kanalsanierung der Stadtwerke im Walpurgistal, „ohne die sich in Rüttenscheid kein Stein bewegen wird“, wie es Franke auf den Punkt bringt. Zumindest kein Stein, für den vorher ein neuer Bebauungsplan nötig ist. Und das sind einige Projekte in Rüttenscheid.
Hintergrund des verordneten Stillstands ist ein Veto der Düsseldorfer Bezirksregierung, die bereits nach dem letzten, größeren Neubauprojekt, dem „Quartier Vier“ im östlichen Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs, die Stadt Essen an die Erfüllung des Abwasserkonzepts erinnert hatte. „Danach ist ohne neue Kanäle Schluss“, hieß es, da die veralteten Leitungen das zusätzliche Abwasser nicht aufnehmen könnten. Und so verwundert es schon, dass die Stadt zwar die Werbetrommel für die exklusiven Expansionsmöglichkeiten im dicht besiedelten Rüttenscheid rührt, in Sachen Kanalerneuerung im Walpurgistal aber noch nicht ein Bagger angerollt ist. „Wir hatten auch die Hoffnung, dass die Stadtwerke die Sanierung schneller realisieren. Immerhin können wir für die Rüttenscheider Gärten einen Bebauungsplan aufstellen – wenngleich er erst mit Abschluss der Kanalarbeiten rechtskräftig wird“, so Franke.
Bis zu drei Jahre Bauzeit
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Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun begründet die Verzögerung mit schwierigen Grunderwerbsverhandlungen, die Anfang Juni beendet wurden: „Wir müssen auf einer Länge von 1,3 Kilometern Rohre mit einem Durchmesser von 3 bis 3,60 Meter verlegen. Ein Teil führt über Privatgrundstücke. Natürlich muss ein solches Mammutprojekt im Vorfeld bis ins Detail abgestimmt sein“, so Pomplun. Betroffen ist der Bereich zwischen den Straßen Am Glockenberg und Gönterstraße. Detaillierte Planungen wollen die Stadtwerke in den nächsten Wochen veröffentlichen. Avisierter Start der Bauarbeiten ist im Frühjahr/Sommer 2014. Für das Millionenprojekt, das in den nächsten Wochen ausgeschrieben wird, sind laut Pomplun bis zu drei Jahre Bauzeit realistisch. Zeit, in der in Rüttenscheid nichts gebaut werden kann, für das ein Bebauungsplan notwendig ist. Franke sieht’s mit einer Portion Ironie: „Der Bau des Uni-Viertels hat auch ,nur’ 20 Jahre gedauert.“
Nur dort, wo kein B-Plan nötig ist, darf auch in naher Zukunft gebaut werden, und zwar selbst dann, wenn es um mehr geht als nur um Baulücken. Das gilt etwa für ein Teilstück des früheren Güterbahnhofs an der Veronikastraße, das im Besitz der Hopf-Gruppe ist. Nach langem Rechtsstreit zwischen Hopf und der Stadt ist nun entschieden: Hier gilt der Paragraf 34 des Baugesetzbuchs, laut dem kein Bebauungsplan notwendig ist, sich die Neubebauung aber an bestehenden Immobilien im Umfeld zu orientieren hat.