Essen. . Mit Wolfgang, Malte und Moritz Schütz sind drei Generationen einer Familie ehrenamtlich bei der Löschgruppe Margarethenhöhe aktiv - allerdings nur bis heute, denn Senior Wolfgang Schütz wird 63 und muss den Notfallpieper abgeben.

Heute wird Wolfgang Schütz 63 Jahre alt - und damit endet für ihn eine Ära: Seit 1965 ist Schütz bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, jetzt muss er Schlüssel, Uniform und Pieper abgeben.

„Mit 63 ist leider Schluss“, bedauert Schütz. „Seit 46 Jahren bin ich immer montags zur Feuerwehr gegangen. Das wird mir fehlen“, wird der Löschgruppenführer der Gruppe Margarethenhöhe ein bisschen sentimental. Eigentlich ist bei der Feuerwehr schon mit 60 Schluss, die für Ehrenamtliche mögliche Verlängerung um drei Jahre ist nun auch vorbei - nicht aber die Familientradition.

Schütz bleibt ein großer Trost: Sohn Malte (33) und Enkel Moritz (10) treten bei der Freiwilligen Feuerwehr Margarethenhöhe in seine Fußstapfen. Bis gestern waren so drei Generationen aktiv in Sachen Brandschutz, stellte Familie Schütz das älteste und jüngste Mitglied der noch jungen Gruppe Margarethenhöhe, die im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde.

Der "Feuerwehr-Virus" hat zugeschlagen

Die Leidenschaft fürs Retten und Löschen liegt bei den Schütz’ in der Familie. „Ich bin damals in Dilldorf auch durch meinen Vater Mitglied geworden. Heute bin ich stolz auf das, was wir auf der Margarethenhöhe erreicht haben“, sagt Wolfgang Schütz, der im EDV-Bereich arbeitet und in einem Kotten in Dilldorf lebt. Für sein Engagement erhielt er 2004 das Bundesverdienstkreuz.

Besonders heftig hat das „Feuerwehr-Virus“ offenbar Sohn Malte Schütz erwischt: Der 33-Jährige ist seit 1991 ehrenamtlich dabei - wenn es seine 24-Stunden-Schichten als Berufsfeuerwehrmann zulassen. Er hat so gar nichts dagegen, wenn ihn der Einsatzpieper nachts aus dem Tiefschlaf holt. Kinofilme, gemütliches Essen im Restaurant, Familienfeiern - das alles wird sofort zur Nebensache, wenn es piept. „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass die Einsätze mich nicht reizen. Da wird schon ordentlich Adrenalin freigesetzt“, sagt Jugendwart Malte Schütz.

Eigentlich ist er aber zur Freiwilligen Feuerwehr gegangen, weil er „da etwas Gutes tun, den Menschen etwas zurückgeben kann“. Alle drei Jahre wird er auf Feuerwehrtauglichkeit getestet,muss eine arbeitsmedizinische Untersuchung absolvieren.

Sport und gesunde Ernährung gehören für Malte Schütz dazu. Alkohol sei eigentlich tabu, denn man wisse ja nie, ob ein Einsatz ansteht. „Und irgendwie macht es sich nicht gut, wenn man jemanden rettet und dabei eine Bierfahne hat“, ergänzt sein Vater. Disziplin dieser Art ist für Vater und Sohn kein Opfer, sondern selbstverständlich.

"Teamarbeit ist extrem wichtig"

Enkel Moritz setzt die Feuerwehr-Tradition fort. Der Zehnjährige ist ein echtes „Draußenkind“, hilft gern im Garten, fährt mit Leidenschaft Traktor und Aufsitzrasenmäher, baut Gemüse an und hatte sogar Hühner - „bis der Habicht zugeschlagen hat“.

Feuerwehrtechnisch hat Moritz schon Einiges drauf in Sachen Theorie und Praxis. Beim Wettbewerb, der „Leistungsspange“, konnte er das beweisen und machte Vater Malte mächtig stolz. Natürlich absolviert der Nachwuchs noch keine realen Einsätze, aber wie alle Kinder freut sich Moritz schon auf den „Feuerwehrtag“, auf 24 Stunden im Gerätehaus mit Übernachtung im Schlafsack, Spielen und nachgestellten Einsatz-Szenen. Moritz weiß genau, was er mal werden will: „Landwirt oder Feuerwehrmann.“

Wer bei der Feuerwehr tätig ist, weiß, dass er manchmal im Einsatz das eigene Leben riskiert. „Bisher habe ich immer Glück gehabt, auch wenn es manchmal ganz schön gefährlich war“, erinnert sich Wolfgang Schütz zum Beispiel an den Brand der Borbecker Alu-Hütte. „Ohne die Familie läuft nichts“, weiß Wolfgang Schütz aus Erfahrung - und hat in seiner Frau Gabriele, die die Jugendgruppe aufbaute und für ihren Einsatz 2007 die Feuerwehrmedaille bekam, die richtige Partnerin.

„Wir sind hier bei der Feuerwehr ja sowieso eine große Familie. Teamarbeit ist extrem wichtig“, betont der scheidende Löschgruppenführer, der ab jetzt Mitglied der Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Margarethenhöhe ist, „als bislang einziger, weil die Gruppe ja noch so jung ist“, schmunzelt Schütz.

Umwelteinsätze

In Zukunft kann er durchschlafen. Der Löschgruppe bleibt er verbunden, will in Kindergärten und Schulen Brandschutzaufklärung anbieten. „Langweilig wird mir nicht. Ich habe ja einen großen Garten“, macht sich Wolfgang Schütz selbst Mut für die Zeit nach der Feuerwehr.

Aus dem Job werden die Ehrenamtlichen übrigens nicht geholt. In Bereitschaft sind sie samstags, sonntags und an Feiertagen ganztägig sowie werktags von 17 bis 6 Uhr. „Wir fahren 60 bis 80 Einsätze im Jahr. Inhaltlich gibt es eine Verschiebung von Lösch- hin zu Umwelteinsätzen bei Starkregen und Stürmen“, erklärt Malte Schütz.

Wie viele Vereine hat auch die Freiwillige Feuerwehr Nachwuchssorgen. „Das liegt auch daran, dass viele Kinder Ganztagsschulen besuchen und kaum noch Zeit für Hobbys bleibt“, vermutet Wolfgang Schütz. Sein Vorschlag: die Senkung des Eintrittsalters von zehn auf acht oder sechs Jahre durch den Gesetzgeber. „Dann könnte man eine Kinderfeuerwehr gründen und den Nachwuchs frühzeitig an die Gruppe binden.“