Essen-Kettwig. . Parkende Autos sind für die Feuerwehr in Essen-Kettwig ein Problem. Oftmals sind Zufahrtswege blockiert, der Weg zum Einsatzort versperrt. Das kostet die Helfer Zeit und geht auf Kosten der Hilfebedürftigen. Aufklärung soll Abhilfe schaffen.

„Es gibt nichts Schlimmeres, als 50 Meter vom Einsatzort entfernt zu stehen und nicht weiterzukommen.“ Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr und zuvor viele Jahre im Lösch- und Rettungseinsatz tätig, bringt auf den Punkt, was auch seinem Kettwiger Kameraden Stephan Schlunken durch den Kopf geht. Ein Alarm, Menschen, die auf Rettung hoffen, und dann sind die Anfahrtswege zugeparkt. So geschehen Anfang März, als viel Zeit verstrich, bevor die Einsatzkräfte einen Hausbrand Am Bilstein bekämpfen konnten.

Ortstermin mit der Drehleiter. Fast virtuos steuern Schlunken und Michael vom Dorp das mächtige Fahrzeug durch enge Straßen in Auf der Höhe. Filzen und CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt folgen im VW-Bus. Sofort entdeckt der Feuerwehrmann erste Klassiker, wie er sie nennt. „Direkt gegenüber einer Einfahrt zu parken, behindert uns ebenfalls. Unsere Fahrzeuge sind im Grunde Lkw mit entsprechendem Wendekreis.“ Am Einsatzort angelangt, besteht zusätzlicher Platzbedarf. Das Vehikel auf einem 14-Tonnen-Fahrgestell bringt es auf 2,50 Meter Breite. Mit ausgefahrenen Stützen links und rechts muss man noch einmal gut zwei Meter draufschlagen.

Anwohner machen sich Sorgen

Ein Abend mitten in der Woche, es regnet, alle sind zu Hause. Freie Parkplätze suchen wir vergebens. Pro Haushalt dürften zwei Pkw vorhanden sein. Auch die Einfahrt zu einem Garagenhof am Jagstweg ist einseitig zugeparkt. Was den Laien überfordern würde, hält Filzen noch für kein unüberwindbares Hindernis. „Der Zustand ist nicht wirklich glücklich, geht aber noch in Ordnung.“ Sein Blick wandert über Hausfassaden und Dachfirste. Die Gebäude sind dreistöckig. „Hier müssten wir mit der Drehleiter gar nicht ran“, erläutert er. „Bis acht Meter Höhe stellen wir Schiebeleitern an.“ So auch auch am Einsatzort Bilstein. Eine Frau wurde mit der Leiter, ein Mann durchs Treppenhaus evakuiert.

Kipphardt lotst den Konvoi in die Kocherstraße. „Ich bin mir sicher, dass es dort zu eng wird“, sagt er. Nach 50 Metern, am Beginn einer Kurve, ist Sense. An beiden Straßenrändern stehen Pkw. Schlunken nimmt die Hände vom Steuer. Noch ist früher Abend, die Sicht gut. „Jetzt stellen Sie sich mal vor, es ist dunkel, sie sehen den Feuerschein und hören Menschen um Hilfe rufen.“ Der Feuerwehrsprecher lässt den Satz unbeendet. Allen ist der enorme Stress einer solchen Situation sofort klar. „Gerade aus diesem Bereich haben mich viele Anfragen von Bürgern erreicht“, erzählt der Ratsherr. „Die Anwohner machen sich Sorgen.“

Aufklärung für den Autofahrer

Wie Abhilfe schaffen? „Schilder aufstellen bringt nichts“, meint Filzen. „Die Stadt hat 25.000 Euro für Schraffuren auf Asphalt, Poller und Blumenkübel ausgegeben. Aber nach nur anderthalb Jahren waren keine Auswirkungen mehr zu erkennen. Der Autofahrer parkt eben gern direkt vor der Tür.“

Menschlich, nachvollziehbar, aber eben problematisch. „Ich möchte niemanden in die Ecke stellen“, sagt Kipphardt. „Aber wir müssen in punkto Sicherheit sensibilisieren.“ Filzen stimmt zu. „Das ist ein Lernprozess.“ Den man mit Aufklärung beginnt.

Am Bilstein weisen neue Schilder ausreichend Flächen für die Feuerwehr aus. Sie werden nicht ignoriert. Das Brandereignis scheint noch präsent. Hier hatten Schlunken und seine Kameraden in den frühen Morgenstunden des 3. März erhebliche Probleme, um bis zum Einsatzort zu gelangen. „Jeder Meter Entfernung kostet Zeit, vielleicht sogar die Gesundheit eines Menschen“, sagt Filzen. Ein voll ausgerüsteter Feuerwehrmann, der dazu noch schweres Gerät herbeischaffen muss, läuft die 100 Meter nicht in zehn Sekunden.

In sechs Minuten vor Ort

Schlunken und vom Dorp manövrieren das schwere Fahrzeug die steile Anhöhe der Bergstraße hinauf. Hier parkt niemand verbotswidrig. Es ist einfach nur sehr, sehr eng. Kein Problem für die Routiniers. Aber auch jeder andere Essener Feuerwehrmann käme klar. „Bevor wir jemanden ans Steuer lassen, wird er intensiv geschult“, stellt Filzen fest. Die wenigsten Essener Straßen sind so breit wie der Beitz-Boulevard. Und doch ist die Feuerwehr schnell, sogar schneller als gefordert. „Der Richtwert sieht vor, dass wir bei 90 Prozent aller Einsätze in acht Minuten vor Ort sind. Die Feuerwehr Essen schafft’s in sechs Minuten“, erläutert Filzen nicht ohne Stolz.

„Der Parkdruck wird sich noch erhöhen“, prognostiziert Kipphardt angesichts der regen Bautätigkeit. Da bleibt kein anderer Weg, als auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Ratsherr möchte in absehbarer Zeit eine Bürgerversammlung einberufen. Natürlich mit fachkundiger Begleitung durch die Feuerwehr.