Stoppenberg. .
Auf der Freiwilligenbörse „Go Social“ sollen Jugendliche den Weg zum Ehrenamt finden. Für die zahlreichen gemeinnützigen Institutionen, die daran teilhaben, fällt dort nicht zuletzt auch der Startschuss zum Wettlauf um die Gunst der Bewerber.
Rolf Brochhagen, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr, kann dies nur bestätigen: „Die Auswahl an Freizeitangeboten ist heute so groß wie nie. Da fällt es nicht leicht, jemand zum Ehrenamt zu bewegen.“ Sport gilt noch immer als das Hobby Nummer eins. Aber auch die Schule fordert ihren Tribut. „Wir hatten eben einen älteren Jungen hier am Infostand, der trainiert in zwei Vereinen und besucht zudem eine Theater-AG“, berichtet Brochhagen. „Der Junge hat einfach keine Zeit mehr, selbst wenn er wollte.“
Die Freiwillige Feuerwehr hat unter diesem „Überangebot“ und der daraus resultierenden Konkurrenz besonderes zu leiden. „Früher war die Feuerwehr eine willkommene Alternative zum Wehrdienst“, klagt Brochhagen. „Doch diese Ressource ist fast gänzlich weggebrochen. Daher bemühe man sich heute bereits um die Elfjährigen. Brochhagen: „Wir gehen da offensiv dran. Daher sind Veranstaltungen wie diese für uns sehr wichtig.“
Die Zahlen geben Brochhagen Recht. Mehr als 350 Schülerinnen und Schüler nutzen an diesem Tag die Börse im Schulzentrum Stoppenberg – in nur vier Stunden. Ob diese große Resonanz jedoch allein mit Interesse zu erklären ist, daran glaubt Victoria Vaid nicht: „Dass die Börse in der Schulzeit stattfindet, spielt sicherlich auch eine Rolle“, sagt die 16-jährige Realschülerin mit einem Augenzwinkern.
Victoria ist mit ihrer gleichaltrigen Klassenkameradin Anneliese Franz unterwegs, die offenbar bereits gefunden hat, wonach sie suchte: „Das Projekt Storp 9 finde ich gut. Die machen da was mit Migranten“, sagt sie und wühlt in einem Wust zahlreicher Broschüren nach dem richtigen Flyer. Sie selbst habe Wurzeln in Namibia. Hausaufgabenbetreuung könnte sie sich vorstellen. „Dafür würde ich einen Tag pro Woche opfern“.
Storp 9, das Haus für Bildung und Kultur im Südostviertel der Stadt, profitiert sicherlich von seinem Bekanntheitsgrad. Darauf baut auch das Franz-Sales-Haus, wie Mitarbeiterin Claudia Näthke sagt: „Es ist natürlich einfacher Kontakte zu Jugendlichen zu knüpfen, wenn beispielsweise jemand aus der Familie bei uns im Haus arbeitet.“ Auch so populäre Projekte wie „17/70 – junge Paten für Senioren“, eine Initiative in Kooperation mit der Ehrenamt-Agentur Essen, spielen dabei in die Karten. Mit 40 Jugendlichen hat Claudia Näthke heute gesprochen; ein Mädchen hat ihre E-Mail-Adresse hinterlassen und wünscht weitere Informationen. Aber vielleicht kommt noch etwas nach. „Manche Lehrer thematisieren die Börse später noch einmal im Unterricht“, sagt Claudia Näthke, die ganz bewusst selbst den Weg in die Schulen sucht: „Dort können wir unsere Themen einfach intensiver vorstellen.“
Über Mangel an Laufkundschaft kann sich auch Maria Herrero von Adveniat nicht beklagen. „Man kennt uns eben. Nicht zuletzt vom Weihnachtsmarkt.“ Auf großes Interesse stoßen die Berichte über die Straßenkinder Lateinamerikas, „aber wir sammeln auch gerne Anregungen, um herauszufiltern, was Jugendlichen gefällt und was ihnen wichtig ist“, erklärt Maria Herrero. Attraktiv sei das Adveniat-Angebot auch für Migranten, denn ehrenamtliche Mitarbeiter mit Sprachkenntnissen seien immer willkommen, wie sie sagt.
Ein erfolgreicher Tag liegt auch hinter Günter Wünnenberg vom Espo. „Etliche Jugendliche betreiben Sport“, sagt er. „Wir kennen die Vereine gut. So ist man schnell bei einem gemeinsamen Thema.“ Wie zum Beweis wedelt er mit einigen Personalbögen: „Acht Mädchen im Alter von 15 und 16 Jahren haben sich heute schon fest angemeldet. Sie wollen Werbung für den Sport machen. Nächste Woche kommen sie schon vorbei, um die Rahmenbedingungen abzuklären. Ich bin zufrieden.“