Essen.

Der Tag der offenen Tür der Berufsfeuerwehr lockte diesmal 3000 Besucher zur Hauptwache. Nicht nur Kinder sind Feuer und Flamme: Auch Erwachsene geraten ins Staunen, wenn die Höhenretter ihre Arbeit präsentieren.

Helden in Aktion: Eine hilflose Patientin muss dingend ins Krankenhaus. Doch das Treppenhaus zur dritten Etage, in der sie wohnt, ist zu eng. Und mit einer Drehleiter kommt die Feuerwehr wegen der parkenden Autos nicht ans Fenster. Bleibt für die Helfer nur noch die Möglichkeit, sich vom Dach herunterzuhangeln, um die Frau vorsichtig in einer Trage abzuseilen. Solcherlei Rettungsaktionen konnten am Wochenende die Besucher der Tage der Offenen Tür auf der Hauptwache der Feuerwehr Essen bewundern.

Was hier nur eine Übung zu Demonstrationszwecken war, ist für die 750 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr oft bitterer Alltag. „Solche Höhenrettungen kommen 80 bis 100 Mal im Jahr vor“, erläutert Feuerwehrsprecher Mike Filzen.

Hohe Hürden für Einsteiger

Obwohl sich jedes Jahr etwa 400 Männer und Frauen umeinen Job bewerben, hat die Feuerwehr Essen es nicht leicht, qualifiziertes Personal zu finden. Viele Bewerber scheitern an den körperlichen, gesundheitlichen und theoretischen Tests - oder bringen keine abgeschlossene Berufsausbildung mit. Engagieren kann man sich aber auch ehrenamtlich: 550 Mitglieder zählt die Freiwillige Feuerwehr.

Durchaus realistisch sind solche Showeinlagen, die bei den knapp 3000 Besuchern am Samstag und Sonntag auf viel Bewunderung stoßen. „So was machen wir bei uns nicht“, sagt Alexander mit einem leichten Ton des Bedauerns in der Stimme. Der 15-Jährige engagiert sich bei der Jugendfeuerwehr Margarethenhöhe, genau wie Kumpel Marcel. „Das ist zu gefährlich für uns“, erläutert der 17-Jährige. Die beiden schießen fleißig Fotos auf dem Gelände. „Dokumentationen, für unsere Wache“, betont Alexander.

700 000 Euro für eine Drehleiter

Neben den beiden Jugendlichen sind auffallend viele Familien unterwegs: Gerade die Väter scheinen die Blicke kaum von den Feuerwehrautos abwenden zu können. „Als Kind wollten wir doch alle Feuerwehrmann werden“, lacht etwa Christian Reimann. Der 38-Jährige hat es dann doch „nur“ zum Bauingenieur geschafft – „aber an einem Tag wie heute bin ich froh, einen Sohn zu haben, den ich hier mitnehmen kann. So habe ich eine schöne Ausrede, warum ich heute hier herumhänge“, lacht er.

Sohnemann Lars dagegen interessiert sich mehr für die Hüpfburg und die Gelegenheit, mit einem echten Feuerwehrschlauch auf ein Spielzeughaus zu zielen.

Wobei nicht nur Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr ausgestellt sind. So ist vom Arbeiter Samariter Bund bis zum Technischen Hilfswerk – abgesehen von der Polizei – quasi alles vertreten, was ein Blaulicht hat.

Besonders stolz ist Filzen auf die Neuanschaffungen: zum Beispiel das neue Fahrzeug, das auf den Namen Hytransfire System hört, oder auf die neuen Drehleiter, die mit über 700 000 Euro zu Buche geschlagen hat. Im Moment kann er dieses Gefährt allerdings nur auf einem Handyfoto zeigen. „Es ist gerade unterwegs zu einem Einsatz“, sagt er.

Der Alltag der Helden geht auch an einem solchen Wochenende seinen gewohnten, unvorhersehbaren Gang.