Essen-Haarzopf. Ehepaar hat den Hof Röttgen in Haarzopf gekauft und will ihn zu neuem Leben erwecken. Haarzopfer Heimatforscher hat zur Geschichte recherchiert.

Das wird nicht nur historisch interessierte Haarzopfer freuen: Die rund 700 Jahre alte Hofstelle, auf der sich bis heute der Hof Röttgen befindet, bleibt erhalten. Das Ehepaar Viktoria und Julian Gatzweiler hat den in die Jahre gekommenen Hof an der Eststraße Anfang 2020 erworben, will ihn umbauen und dann neu nutzen. Unter anderem sollen dort Alpakas eine Heimat finden. Der Haarzopfer Hobbyhistoriker Herbert Schmitz blickt aus diesem Anlass auf die Geschichte des Hofes zurück.

Der Hof liegt im ehemals kleinsten Essener Ortsteil Roßkothen, der durch die Flurneuordnung 1972 größtenteils Haarzopf zugeteilt worden sei. Dieser Bereich in der Nähe des Gartencenters Schley ist immer noch landwirtschaftlich geprägt. „Es gibt sie dort noch, alte Bauernhöfe mit viel Geschichte und schmuckem Fachwerk. Ihre Historie reicht weit zurück und findet sich – falls die Höfe dem Grundherrn, der alten Reichsabtei Werden zugehörig waren – in Urkunden und alten Abgaberegistern im Archiv der Abtei wieder“, berichtet Herbert Schmitz über seine Quellen.

Bewohner mussten damals lange Fußwege von Haarzopf nach Kettwig in Kauf nehmen

Das gelte auch für den Ortsteil Roßkothen von 1344 bis 1360. Dort sei auch eine ritterliche Familie ansässig gewesen, die Familie Roscote, die es bereits 1215 gegeben habe. Roßkothen habe laut Herbert Schmitz zwar zum Territorium der Abtei Werden gehört, sich aber kirchlich nach Kettwig orientiert. Schmitz: „Das bedeutete lange Fußwege, im Sommer bei Hitze und im Winter bei Eis und Schnee. Auch begraben wurde man in Kettwig.“

Adelige Familien bewirtschafteten Lehen der Abtei

Im Bereich der Abtei Werden hat es laut Heimatforscher Herbert Schmitz damals etliche einflussreiche Adelsfamilien gegeben, die sogenannte Dienstmannslehen bewirtschafteten und Gewinne daraus erzielen konnten.

Zu ihnen gehörten laut Schmitz die Familie von der Leithen auf Haus Baldeney (ca. 1402), die Familie von der Schüren auf Haus Horst (1446) und die Freiherren von Schell zu Schellenberg (Schloss Schellenberg).

Eine dieser alten Siedlungsstellen, die im gerodeten Wald an der „hohen Straße“, heute Meisenburgstraße, entstanden seien, sei eben jener Hof Röttgen gewesen. Die Hofstelle sei bislang ununterbrochen bewirtschaftet gewesen, wie man in den Hofakten nachlesen könne, die im Landesarchiv Duisburg aufbewahrt würden. Dort finde sich Interessantes über die Geschichte des Hofes, der einst Lehen der Abtei Werden gewesen sei und verdienstvollen adeligen Familien übertragen worden sei.

Neue Schule sollte Kindern das Leben erleichtern

Laut Schmitz gibt es eine Urkunde aus dem Jahr 1679, in dem der „Scholldiener in der Hatzper“ (der Lehrer in Haarzopf), dem Pächter des Hofes dessen Ländereien aufgeschrieben habe, denn der habe nicht schreiben können. „Die Urkunde belegt, dass die Haarzopfer Schule Essens älteste Volksschule ist“, so der Heimatforscher zu seinen Erkenntnissen, die über die Geschichte des Hofes Röttgen hinausgehen. Entstanden sei sie schon früher, nämlich 1667, aus einer „neuerlichen Zärtlichkeit“ der Eltern ihren Kindern gegenüber – wie es wörtlich überliefert worden sei. Mit der neuen Schule wollte man wohl den Kindern das Leben erleichtern, denn damals sei der Weg nach Kettwig für die kleinen Schulkinder lang und anstrengend gewesen.

Der Haarzopfer Heimatforscher Herbert Schmitz hat sich intensiv mit der Geschichte des Hofes Röttgen beschäftigt.
Der Haarzopfer Heimatforscher Herbert Schmitz hat sich intensiv mit der Geschichte des Hofes Röttgen beschäftigt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Der Haarzopf Heimatforscher hat noch weitere interessante Fakten über den Hof Röttgen in den Akten gefunden: Der zugehörige Kotten „im Buschbruch“, in dem Hofarbeiter wohnten, sei 1765 abgebrannt. Der damalige Pächter habe sich mit einem Brief ehrfürchtig an seinen Landesherren, den Werdener Abt, gewandt, mit der Bitte, ihn doch selbst einen neuen Kotten errichten zu lassen. Die Bitte sei erhört worden: Der Abt sei gnädig gewesen, der Kotten gebaut worden.

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Geschwister Röttgen erbten den Hof Mitte des 19. Jahrhunderts

1847 sei der rund 32 Hektar große Hof an die Geschwister Röttgen vererbt worden. 1868 sei er laut Schmitz’ Recherchen durch Kauf an die Familie Hermann Unterhansberg gegangen, dann 1913 an die Stadt Essen und 1920 an Bertha Krupp von Bohlen und Halbach.

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe dann 1953 der Landwirt Heinz Schaaphaus den Hof erworben und bis zu einem Tod vor einiger Zeit bewirtschaftet. Seit Anfang 2020 gehört der Hof nun dem Ehepaar Gatzweiler. „Es wird viel Arbeit anfallen. Wir sind gespannt und neugierig auf die bevorstehende Aktion, einen historischen Hof am Leben zu erhalten“, freut sich der gebürtige Haarzopfer Herbert Schmitz, dass die Geschichte des traditionsreichen Hofes weitergehen wird.

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„Wir verfolgen die Entwicklung mit Freude und schauen, was die Zukunft bringt“, sagt der neue Besitzer Julian Gatzweiler, der noch keine Details zur neuen Nutzung des Hofes nennen möchte.

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